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Anonyme Bestattungen - auf dem Weg zum anonymen Grab:

Aufbahrung und Bestattung im Norden Deutschlands aus sozialhistorischer Perspektive

Von Norbert Fischer (Hamburg)

Der Umgang mit Verstorbenen ist in der Moderne in immer stärkeren Maß rationali- siert, "entzaubert", worden. Diese Entzauberung des Todes begann mit den ersten Leichenhallen, führte zur Einführung der Feuerbestattung im späten 19. Jahrhundert und mündete in die gegenwärtig immer bedeutendere Anonyme Beisetzung (4).

Die Anonyme Beisetzung markiert gegen Ende des 20. Jahrhunderts einen neuen Höhepunkt in jenem Umgang mit den Toten, der durch Einrichtungen wie Leichenhalle und Krematorium auch neuartige, funktionale Orte für die Toten geschaffen hat (das Krankenhaus bleibt hier unberücksichtigt [10]). Sie spielt, wie traditionell auch die Feuerbestattung, im protestantischen Norddeutschland eine größere Rolle als im katholischen Süden.

Unter Anonymer Beisetzung versteht man die vom Verstorbenen oder dessen Ange- hörigen verfügte Beisetzung in einer gemeinschaftlichen Anlage ohne individuelles Grabzeichen und ohne Möglichkeit zur individuellen Grabpflege. Die Anonyme Bei- setzung ist, von Ausnahmen abgesehen, gleichzusetzen mit Aschenbeisetzung. Die Asche wird in einer zweckentsprechend kleinen Urne unter zunächst ausgestochenen und dann wieder eingesetzten quadratischen Rasensoden beigesetzt. In norddeut- schen Städten wie Flensburg, Kiel, Hamburg, Bremen und Braunschweig erfolgt die Beisetzung ohne Beisein von Angehörigen als rein verwaltungstechnischer Akt. Dabei kann es zu Sammelbeisetzungen von bis zu 250 Urnen kommen. Der exakte Bei- setzungsort der einzelnen Urne innerhalb dieser Anlage ist nur der Friedhofsverwaltung bekannt.

Die Gesamtanlage ist gartenästhetisch meist ansprechend gestaltet und wird häufig von einem Gemeinschaftsdenkmal geschmückt. Die Bezeichnungen für diese Anlagen variieren in den einzelnen Städten - geläufig sind u.a. "Urnengemeinschaftsanlage", "Urnenhain", "Anonymer Urnenhain", "Urnengemeinschaftshain" oder auch schlicht "Rasenfriedhof". Am zentralen Denkmal oder in den Randbereichen besteht in der Regel die Möglichkeit, Blumenschmuck zu hinterlegen (7).

Andere, aus dem Ausland bekannte Formen der Anonymen Beisetzung, wie das oberirdische Verstreuen der Asche, sind in Norddeutschland kaum verbreitet (Aus- nahme: Rostock, seit Mitte der 80er Jahre). In einigen Städten werden anonyme Sarg- bestattungen angeboten. Darüber hinaus ist die im norddeutschen Raum bekannte Seebestattung als eine Sonderform der Anonymen Beisetzung zu betrachten. Bei der Seebestattung, die quantitativ allerdings keine große Rolle spielt, wird die Urne auf offener See versenkt und löst sich nach einer gewissen Zeit auf.

Der Anteil der Anonymen Beisetzungen erreicht auf den Friedhöfen einzelner nord- deutscher Städte wie Hamburg, Lübeck und Flensburg inzwischen Anteile von 25-50% an den Gesamtbestattungen - bei steigender Tendenz. In Dänemark und Schweden liegt der Anteil noch weit höher, in Kopenhagen beispielsweise bei 80%. Wurde die Anonyme Beisetzung in der Bundesrepublik lange Zeit als ein norddeutsches Phäno- men betrachtet, so verfügen inzwischen auch die meisten Städte im Süden und Westen über Urnengemeinschaftsanlagen. In den fünf neuen Bundesländern trifft sie ohnehin auf weniger Vorbehalte, da sie schon seit den 1960er Jahren in der damaligen DDR un- terstützt wurde (7). Auf dem Land dagegen spielt die Anonyme Beisetzung auch in Norddeutschland noch keine Rolle.

Wissenschaftlich gesicherte Aussagen über die Ursachen der zunehmenden Zahl von Anonymen Beisetzungen gibt es nicht. Einiges deutet darauf hin, daß das Kostenar- gument ebenso eine wesentliche Bedeutung hat wie der Bedeutungsverlust innerfamili- aler Beziehungen und die wachsende gesellschaftliche Mobilität.

Zwar ist die massenhafte Anonyme Beisetzung ein Charakteristikum des späten 20. Jahrhunderts, aber schon in den 1920er und 30er Jahren gab es entsprechende Projekte, die in verschiedenen Städten in die Einrichtung von Urnengemeinschafts- anlagen, zumindest aber in vereinzelte Anonyme Beisetzungen, mündeten (so ab 1932 in Kiel). Deren quantitative Bedeutung blieb jedoch sehr gering (7). Auch sog. Sozial- leichen, d.h. unbemittelte Tote, wurden immer wieder anonym bestattet. Darüber hinaus sind aus der Geschichte jene zwangsweisen anonymen Bestattungen bekannt, die et- wa Seuchenopfer oder Kriegstote betreffen. Auch die Opfer von Diktatur und Gewalt- herrschaft wurden häufig anonym beigesetzt, so in der Nazi-Zeit (4).

Die Anonyme Beisetzung ist mittlerweile zum Thema eines öffentlichen Diskurses ge- worden. Von vielen wird sie polemisch als "Verfall der Bestattungskultur" angegriffen. Der Anonymen Beisetzung wird in der Regel die individuelle bzw. familienbezogene Grabstätte als "wahrer" Ausdruck von Trauer gegenübergestellt. Neben allgemeinen kulturkritischen Einstellungen spielt hier auch das berufsspezifisch-materielle Interesse bestimmter Kreise (Steinmetze, Friedhofsgärtner, Bestattungsunternehmer) eine wich- tige Rolle. Letzteren ist an einer Eindämmung der Anonymen Beisetzung gelegen, da sie in der Regel mit einem geringeren finanziellen Umsatz verbunden ist, wobei die Grabpflege völlig entfällt.

Gegenüber derartigen Tendenzen sei darauf verwiesen, daß die Festschreibung einer bestimmten, "richtigen" Bestattungskultur aus historischer Sicht höchst fragwürdig ist. Das von den Kritikern der Anonymen Beisetzung transportierte "Ideal" der individuellen Grabstätte mit einem der Erinnerung dienenden, häufig familienbezogenen Grabmal ist ja lediglich die zeitbedingte sepulkrale Ausdrucksform jener bürgerlichen Gesellschaft, die sich seit dem späten 18. Jahrhundert in Deutschland entfaltete. So ist es sozial- historisch gesehen nur plausibel, daß mit dem Ende der bürgerlichen Moderne auch der Abschied von der klassisch-bürgerlichen Erinnerungskultur vollzogen wird. Statt also das generelle "Ende der Bestattungskultur" apokalyptisch zu beschwören, scheint es angemessener, die neuerliche Zäsur in der Bestattungsgeschichte als solche anzu- erkennen. Im übrigen sei darauf verwiesen, daß mit den Anonymen Urnenhainen auch neuartige, kollektive Orte des Gedächtnisses und der Kommunikation auf den städtischen Friedhöfen entstanden sind.

Wie bereits angedeutet, hat sich die Anonyme Beisetzung aus der Feuerbestattung heraus entwickelt. Auch diese ist in Norddeutschland stark verankert, in vielen nord- deutschen Städten liegt ihr Anteil an den Gesamtbestattungen bei über 50%. Hamburg war im Jahr 1892 auch die erste Großstadt und dritte Stadt in Deutschland überhaupt, in der - nach Gotha 1878 und Heidelberg 1891 - ein Krematorium eröffnet wurde (5). Anfang der 1930er Jahre kam in Hamburg ein zweites, leistungsfähigeres Krematorium hinzu.

Der gegen den, in Norddeutschland allerdings relativ schwachen, Widerstand der Kir- chen durchgesetzte Bau von Krematorien hat zur Technisierung des Todes geführt und mit dem Aschengrab zudem die Topographie des Friedhofs verwandelt. Das Kremato- rium vereint erstmals wichtige Etappen von Aufbahrung, Trauer und Bestattung in ei- nem funktionalen Gebäude: Es ist Verwahrort für Verstorbene, Ort der Trauerfeier und Ort der Einäscherung - ursprünglich war es mit seinen "Kolumbarien" sogar Bei- setzungsort, später hat man jedoch das Aschengrab im Freien auf dem Friedhof be- vorzugt. Das Krematorium ist zum architektonischen Zeugnis eines pragmatischen Umgangs mit dem Tod geworden, weil es die Bestattung durch einen möglichst rei- bungslosen ineinandergreifenden Ablauf funktionalisierte (4). Nach anfänglichen Akzeptanzproblemen wurde die Feuerbestattung in der Zeit der Weimarer Republik zu einer üblichen Bestattungsart, die von der kommunalen Bürokratie in ihrem techno- kratischen Selbstverständnis gefördert wurde. Traditionelle Institutionen, wie Kirche und Familie, wurden dabei in eine zunehmend passive gesellschaftliche Rolle im Umgang mit den Toten gedrängt (4).

Die im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland einsetzende, bürokratisch-reglemen- tierende "Friedhofsreform" war dann insofern eine logische Fortsetzung, als sie auch die Friedhofs- und Grabmalästhetik funktionalen Kriterien unterworfen und das stan- dardisierte Erscheinungsbild heutiger Friedhöfe maßgeblich beeinflußt hat (4). Diese von den Städten ausgehende Entwicklung wurde auf ländlichen Friedhöfen teilweise nachvollzogen (9).

Zu Feuerbestattung und Aschenbeisetzung kam ein weiterer Faktor, der sich entschei- dend auf den Umgang mit den Toten ausgewirkt hat: die Einrichtung von Leichenhallen. Als Leichenhallen werden jene Gebäude bzw. Räumlichkeiten bezeichnet, die der Auf- bahrung Verstorbener bis zur Bestattung dienen. Da letztere in Privathäusern nicht länger als 36 Stunden liegen dürfen, eine Bestattung innerhalb dieser Frist in aller Re- gel aber nicht bewerkstelligt werden kann, sind Leichenhäuser eine notwendige öffent- liche Einrichtung (6). Ihre Architektur ist in der Regel sachlich-funktional, dekorative Ele- mente bleiben im Hintergrund und werden ggf. zur Trauerfeier ad hoc eingesetzt. Auf vielen Friedhöfen werden die funktionalen Räumlichkeiten der Leichenhalle baulich mit der Friedhofskapelle oder mit dem Krematorium verbunden.

Leichenhallen sind mit ihren technischen Einrichtungen so angelegt, daß sie den Ablauf der Trauerfeierlichkeiten nicht behindern (umgekehrt verändern sie ja bereits durch ihre Existenz den Ablauf von Trauerfeierlichkeiten entscheidend). In aller Regel befinden sie sich auf den Friedhöfen, so daß die Wege zwischen Leichenhalle, Feierhalle und Grab- stätte möglichst kurz sind. Bei Krematorien befinden sich die Leichenräume in der Re- gel im Untergeschoß, die Feierhalle liegt dann im (Hoch-)Parterre. Aus gesundheitspo- lizeilichen Anforderungen muß der Leichenraum eine bestimmte Temperatur einhalten (zwischen 8 und 10° C). Wenn Leichen über einen längeren Zeitraum gelagert werden, wird die Temperatur über Kühlaggregate bei -2 bis +4° C gehalten (1).

In städtischen Leichenhallen gibt es in der Regel gemeinsame Aufbahrungsräume für mehrere Verstorbene. In Süddeutschland hat sich bis in die Gegenwart die offene Aufbahrung von Leichen gehalten, von den Besuchern getrennt durch eine Glasscheibe. Diese Form der Aufbahrung ist im Norden unbekannt. Hier werden die Toten, wie in Hamburg, in Metallwannen gelagert, die in seriell errichtete, quaderförmige Kühlfächer geschoben werden. Diese meist im Kellergeschoß gelegenen Räumlichkeiten sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Es handelt sich also um rein funktionale Orte nur für das Fachpersonal. Aufgrund betriebsinterner Abläufe im Krematorium kann es auch nach der Trauerfeier noch mehrere Wochen dauern, bis ein hier gelagerter Leichnam zur Einäscherung gelangt. Zu den weiteren Orten für die Toten gehört ein der Leichen- halle bzw. dem Krematorium angegliederter Sezierraum, der die Einrichtungen für eine eventuell notwendige Obduktion bietet (1).

Auch auf dem Land hat sich dieser funktionale Umgang mit den Toten durchgesetzt, selbst wenn es sich um kirchliche Friedhöfe handelt. In der Regel dient ein einzelnes, im Vergleich zu den Städten erheblich bescheidener dimensioniertes Gebäude der Aufbahrung von Leichen. Gelegentlich ist es in seiner Architektur den regionalen Gege- benheiten angepaßt. Der Hauptraum dient den Feierlichkeiten, während die technische Räume seitlich angegliedert sind (selten dagegen unterkellert).

Dieser Umgang mit den Verstorbenen führt zu dem Dilemma, daß einerseits den sani- tären Anforderungen technisch Rechnung getragen werden muß, andererseits eben dies einer feierlichen Gestaltung des Gebäudes prinzipiell entgegenwirkt. Unter diesen Umständen bleibt die feierliche Aufbahrung des Leichnams auf die eigentlichen Trau- erfeiern beschränkt, die zumindest auf den Großfriedhöfen wie in Hamburg im Stunden- takt stattfinden. Dazu müssen die Leichen mit Lastenfahrstühlen nach oben in die Fei- erhalle transportiert werden, sofern sich die Leichenräume im Untergeschoß befinden.

Allerdings gibt es neuerdings auch in Norddeutschland insofern einen gegenläufigen Trend, als Bestattungsunternehmer in einzelnen Fällen mittlerweile eine gesonderte individuelle Aufbahrung schon vor der Trauerfeier anbieten, um den letzten Abschied zu ermöglichen. Der Tote wird zu diesem Zweck in einem vom Bestattungsunternehmer entsprechend geschmückten, den Geschäftsgebäude meist angegliederten Raum für eine vereinbarte Frist offen aufgebahrt.

Die ersten Leichenhallen in Deutschland wurden Ende des 18. Jahrhunderts errichtet - damals noch als Leichenhaus bezeichnet. Als Vorbild bekannt wurde insbesondere das Leichenhaus in Weimar, eingerichtet 1792 auf Betreiben des Arztes und Verfech- ters einer vorbeugenden Gesundheitspflege, Christoph Wilhelm Hufeland.

Neben der als hygienisch bedenklich betrachteten Hausaufbahrung sollten diese ersten Leichenhäuser auch der damals verbreiteten Furcht vor dem Scheintod entgegenwir- ken und waren zu diesem Zweck mit ausgeklügelten Signalapparaten ausgerüstet (2). Blieb dies ein ephemeres Problem, so wurden die Toten durch die Aufbahrung in den Leichenhäusern künftig dem familiären Kontext entzogen. Zugleich waren die neuen Einrichtungen Ausdruck des sich in der westlichen Welt ausbreitenden, zunehmend naturwissenschaftlichen Umgangs mit dem toten Körper (11). Eine breite Durchsetzung der Leichenhallen erfolgte allerdings erst in der Zeit der Hochindustrialisierung im spä- ten 19. Jahrhundert, als aufgrund der bevölkerungspolitischen Entwicklung die häusli- che Aufbahrung in deutschen Großstädten teilweise sogar verboten wurde.

Die zunehmend funktionale Organisation des Umgangs mit den Toten wurde darüber hinaus unterstützt durch das Aufkommen privatwirtschaftlicher Bestattungsunternehmen im späten 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung der Sargherstellung sowie die immer zeitaufwendigeren und kostenintensiveren Leichentransporte zu den inzwischen weit vor den Toren der Städte gelegenen Friedhöfe spielten bei der Entfaltung des Gewer- bes eine wichtige Rolle. Die kommerziellen Bestatter übernahmen dabei Funktionen, die zuvorvon Familie, Nachbarschaft und genossenschaftlichen Einrichtungen ausgeübt worden waren (12).

Zusammenfassend betrachtet, sind es in den letzten beiden Jahrhunderten also vor allem vier Zäsuren, die den Umgang mit den Toten verändert haben. Erstens, die Ein- richtung von Leichenhallen; sie löste die häusliche Aufbahrung ab und integrierte den Leichnam in einen hygienisch-rational bestimmten Funktionszusammenhang. Zweitens, die Einführung der Feuerbestattung, die den Umgang mit dem Leichnam technisierte und industrialisierte, mit dem Krematorium einen neuen Ort des Todes schuf und durch die Aschenbeisetzung die Friedhofsästhetik verwandelte. Drittens, das Aufkommen privatwirtschaftlicher Bestattungsunternehmen, die als Dienstleistungsbetriebe den Umgang mit den Toten kommerzialisierten. Als vierte und vorläufig letzte Zäsur ist die im späten 20. Jahrhundert rasch zunehmende Anonyme Beisetzung zu sehen, die - selbst Folgeerscheinung der Feuerbestattung - vermutlich in den nächsten Jahrzehnten die bisher geläufige individuelle Erinnerungskultur ablösen und das Erscheinungsbild der Friedhöfe radikal verändern wird.

So ist die Geschichte des Umgangs mit den Toten in der Moderne geprägt von dem Versuch, jene spezifisch bürgerlich-aufgeklärte Form von Rationalität durchzusetzen, die mit Stichwörtern wie Technisierung, Funktionalität und Effizienz charakterisiert werden kann. Die Anonyme Beisetzung kann dabei als neuer Höhepunkt dieser Ent- zauberung des Todes verstanden werden. War der Umgang mit den Toten noch bis in die Neuzeit hinein vieldeutig und mythenbehaftet, so ist daraus inzwischen ein prakti- sches, delegierbares Problem geworden, mit dem Mediziner, Techniker, Bestattungs- unternehmer und die Friedhofsbürokratie beschäftigt sind.

Literatur:

  (1) Boehlke, H.-K.: Friedhofsbauten. München 1974.
  (2) Boehlke, H.-K.: Über das Aufkommen der Leichenhäuser. In: Wie die Alten den  
       Tod  gebildet. Wandlungen der Sepulkralkultur 1750-1850. Mainz 1979, 
        S.135-146.
  (3) Feldmann, K.: Tod und Gesellschaft. Eine soziologische Betrachtung von Sterben
        und Tod. Frankfurt/M. 1990.
  (4) Fischer, N.: Vom Gottesacker zum Krematorium. Eine Sozialgeschichte der
        Friedhöfe seit dem 18. Jahrhundert. Köln, Weimar, Wien 1996.
  (5) Fischer, N.: Technik, Tod und Trauerkultur. Zur Einführung der Feuerbestattung in 
        Hamburg 1892. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 79, 1993,
        S. 111-132.
  (6) Gaedke, J.: Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts. Berlin, Bonn,
        München 1992 (6., völlig überarbeitete und ergänzte Auflage).
  (7) Happe, B.: Anonyme Bestattungen in Deutschland. In: Friedhof und Denkmal 41,
        Heft 2, 1996, S. 40-52.
  (8) Helmers, S.: Tabu und Faszination. Über die Ambivalenz der Einstellung zu den
        Toten. Berlin, Hamburg 1989.
  (9) Heuer, L.: Ländliche Friedhöfe in Unterfranken. Dettelbach 1995.
(10) Mischke, M.: Der Umgang mit dem Tod. Vom Wandel in der abendländischen
        Geschichte. Berlin 1996.
(11) Richardson, R.: Death, Dissection and the Destitute. London 1987.
(12) Schiller, G.: Der organisierte Tod. Beobachtungen zum modernen 
        Bestattungsgewerbe. Düsseldorf 1991.

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