| Düsseldorf Kaiserswerth - Mai 2001 - Beim sonntäglichen Spaziergang über den Friedhof der Katholischen Kirchengemeinde St. Suitbertus in Kaiserswerth, auf der Suche nach Bildmotiven für das postmortal.de
Fotoarchiv, machte der Autor eine makabere Entdeckung. Aus dem Erdaushub eines neuen Grabes ragten menschliche Knochen hervor. Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Oft werden Totengräber beim Ausheben eines Grabes mit noch nicht verrotteten knöchernen Überresten eines vor Jahren begrabenen Menschen konfrontiert. Nicht alles Vergängliche wird nämlich während der vorgesehenen “Ruhezeit” auf dem Friedhof zu “Staub”. Ein ungeschriebenes Gesetz regelt aber den pietätvollen Umgang mit solchen aufgefundenen menschlichen Resten. Eigentlich sollen die Knochen gesammelt und dann unterhalb der neuen Grabsole in einer kleinen Grube erneut bestattet werden. Diese Vorgehensweise ist manchen Totengräbern aber wohl zu aufwendig. So hat sich ein Verfahren durchgesetzt, das - nach Kenntnis des Autors - inzwischen auf allen städtischen Friedhöfen in Düsseldorf bevorzugt wird: Die Abdeckung des Erdaushubs mit rasenähnlichen Kunststoffmatten, damit die menschlichen Knochenreste des letzten im Grab Bestatteten den Blicken der Friedhofsbesucher, insbesondere den Teilnehmern an der Beerdigung des neu im Grab “Ruhenden” verborgen sind. Der Anblick solcher Realitäten des menschlichen Endes könnte nämlich leicht empfindliche Seelen überfordern. Und “pietätvoll” ist der Anblick der Knochen sicher auch nicht. Zumal bei Familiengrabstätten solche Knochenreste mit der Erinnerung an einen noch persönlich bekannten Verstorbenen verknüpft werden könnten. Eine solche diskrete Sichtschutzmatte für den Grabaushub war offenbar für den kirchlichen Friedhofsträger in Kaiserswerth bisher keiner Anschaffung wert.
| |
| | | Einer der menschlichen Knochen aus dem Grabaushub. |
|
| Vielleicht vermag die auf diesem Friedhof praktizierte rustikale Verfahrensweise, die Knochenreste offen zu präsentieren, die heutigen Menschen zu motivieren über ihre eigene Endlichkeit nachdenken.
Die Beschäftigung mit dem Tod wird in unserer oft oberflächlichen Gesellschaft leider nur zu gern vermieden. Angesichts des eigenen Ablebens könnten viele angeblich “wichtige” Dinge des Alltags an Stellenwert im Leben verlieren. Und wie denken Sie darüber?
B.B. |