| Annegret List: Das Alte Krematorium Gera. Dresden 2000. 80 Seiten, zahlreiche Abb. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um die überarbeitete Fassung von
Anngret Lists Diplomarbeit, die 1998 an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur eingereicht wurde. Der Krematoriumsbau der Kaiserreich-Zeit gehört zu den monographisch immer noch kaum untersuchten Forschungsfeldern im Schnittpunkt von Architektur, Kultur, Gesellschaft, Religion und Politik (die Veröffentlichung der im Manuskript fertiggestellten Dissertation des leider frühverstorbenen Henning Winter zu diesem Thema steht noch aus). Annegret List hat sich der
Entstehungsgeschichte des Krematoriums und seiner technischen Einrichtungen im zeitgenössischen Kontext angenommen und liefert damit einen wichtigen Baustein zur Sepulkralgeschichte. In den ersten Abschnitten erläutert sie den Forschungsstand, beschreibt die historische Entwicklung der Bestattungskultur und die Aktivitäten des Feuerbestattungsvereins Gera (der das Krematorium initiierte). Anschließend geht sie ausführlich auf die Baugeschichte ein. Das 1910 in Betrieb gegangene Geraer
Krematorium gehört zwar nicht zu den frühen Bauten seiner Art, zeigt im Architektonischen gleichwohl jene Spannung zwischen Technik und (Bestattungs-) Kultur, die allgemein für die Krematorien der Kaiserreich-Zeit charakteristisch ist. Auch in Gera war man bemüht, den eigentlichen technischen Kern der neuen Bestattungsart architektonisch regelrecht zu verhüllen – hier mit den Mitteln des Jugendstils. Darüber hinaus aber zeigt das Geraer Krematorium eine international wohl einmalige
Besonderheit, die mit dem Stichwort “Monistenloch” verbunden ist und Beispiel für die Konflikte zwischen Feuerbestattung und Kirche ist. Die Landeskirche im thüringischen Kleinfürstentum Reuß (jüngere Linie), zu dem Gera damals gehörte, setzte durch, daß für nicht-christliche Bestattungsfeiern ein separater Versenkungsschacht benutzt werden mußte, um den Sarg in den Einäscherungstrakt zu befördern. Dieses als “Monistenloch” bezeichnete Kuriosum blieb bis nach dem Ersten Weltkrieg bestehen –
der Begriff geht auf den kurz zuvor im benachbarten Jena gegründeten Monistenbund zurück, zu dessen Anhängern auch ein bekannter Kommunalpolitiker aus Gera zählte. Neu und ebenfalls als baugeschichtliches Kuriosum zu bezeichnen ist auch die Verbindung von Krematorium und Kolumbarium in Gera, die auf den Stadtbaurat Adolph Marsch zurückgeht und daher als patentiertes “Kremato-Columbarium System Marsch” in die Krematoriumsgeschichte einging. Das Geraer Krematorium wurde bis Ende der 1990er
Jahre genutzt und gilt heute als wichtiges Architektur- und Technikdenkmal. Seiner Restaurierung, der Aktivierung des Kolumbariums als Begräbnisstätte und weiteren – auch musealen – Nutzungsmöglichkeiten widmet sich Annegret List in den letzten Abschnitten ihrer für die Sepulkralforschung überaus wichtigen Monographie. Bezugsquelle: Annegret List, Wachwitzgrund 7, 01326 Dresden
NF
Friedhöfe in Gera – 100 Jahre Ostfriedhof und Friedhof Langenberg. Hrsg. Stadt Gera / Untere Denkmalschutzbehörde. Gera 2000. 34 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen und Skizzen. Aus Anlaß des 100jährigen Bestehens des Ostfriedhofes hat die Denkmalschutzbehörde der thüringischen Stadt Gera ein ansprechend gestaltetes Heft zur städtischen Friedhofsgeschichte herausgegeben. Im Mittelpunkt steht dabei der am 10. Juni 1900 eröffnete Ostfriedhof, der den nur 17 Jahre
zuvor eingeweihten, zur Jahrhundertwende aber schon nicht mehr ausreichenden Südfriedhof ergänzte. Waltraud Wagner und Klaus Neupert berichten über die Entstehungsgeschichte, bevor dieselben sowie Sabine Schellenberg einzelne Gräber vorstellen: darunter besondere künstlerische Grabsteine, die Grabstätten bekannter Geraer Persönlichkeiten und Gräber für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Martin Baumann erläutert die gestalterische Anlage des Friedhofs: Während die ersten
Friedhofsflächen funktional-geometrisch gestaltet wurden, erhielt der 1910/11 eingerichtete Urnenhain mit seinen geschwunge- nen Wegen ein Erscheinungsbild, das an die zeitgenössischen Park- und Waldfried- höfe erinnert. Der Urnenhain verweist zugleich auf die Inbetriebnahme des Geraer Krematoriums, dem sich Annegret List widmet (s. a. Buchvorstellung oben). Weitere Beiträge des reich und anschaulich bebilderten Heftes befassen sich mit den übrigen Friedhofsbauten (u.a. mit dem neuen
Krematorium) sowie mit “dendrologischen Besonderheiten” auf dem Ostfriedhof. Abgeschlossen wird die Publikation mit einem ergänzenden Beitrag über den 1899 eingeweihten Friedhof in Langenberg.
NF
Helmut Schoenfeld: Der Friedhof Ohlsdorf: Gräber – Geschichte – Gedenkstätten. Christians Verlag (Hamburg) 2000, 200 Seiten.Was es auf dem größten Parkfriedhof der Welt alles zu entdecken gibt, kann man in diesem praktisch und übersichtlich konzipierten Band von A (wie Hans Albers) über M (wie Mausoleen) bis Z (wie Zuerstbeerdigte) schnell nachschlagen. Das Buch ist mit zahlreichen Abbildungen und Karten versehen und ist seit Anfang Mai 2000 im Buchhandel erhältlich.
Der Friedhof war nicht nur die erste
kommunale Begräbnisstätte der Hansestadt, die Hamburger nutzten ihn auch immer schon als städtische Grünanlage. Denn das parkähnliche Areal, von Wilhelm Cordes geschaffen und in den 20er Jahren von Gartenbaudirektor Otto Linne in Sinne der Neuen Gartenkunst weiterentwickelt, lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Und ein Spaziergang auf dem Ohlsdorfer Friedhof wird schnell zu einem Ausflug in die Geschichte: Massengräber und Mahnmale rücken die Sinnlosigkeit der Kriege ins Bewußtsein,
Grabmale erinnern an folgenschwere Ereignisse wie die Cholera-Epidemie oder die Sturmflut. Fast 6.000 historisch bedeutsame Grabmale können hier besichtigt werden. Dem Friedhof als Naturraum mit seiner Pflanzen- und Tierwelt ist ein besonderes Kapitel gewidmet, ebenso seiner geschichtlichen Entwicklung. Vielen Hamburger Persönlichkeiten hat man in Ohlsdorf ein „Denkmal“ gesetzt. Wo die Gräber dieser berühmten Hamburger zu finden sind, auch darüber informiert dieses praktische Nachschlagewerk.
(Verlagsinformation). Zur Buchbestellung Marion Stein: Friedhöfe in Dresden. Dresden 2000, 184 S., 145 Abb. Marion Stein, die 1996 ihre Dissertation „Das Leichenhaus. Zur Entwicklung einer Sepulkralarchitektur in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert“ vorlegte, führt uns in ihrem jüngsten Werk auf einen „imaginären Gang über die historischen Dresdner Friedhöfe“ (S.14), unterstützt durch Matthias Geisler, der im letzten Kapitel des Buches die Dorffriedhöfe dieser in der Geschichte der Sepulkralkultur in Deutschland so bedeutungsvollen Residenzstadt (S.9)
vorstellt. Der Autorin gelingt es, wie von ihr in der Einführung angekündigt, die Form und Anlage der neun traditionsreichsten Friedhöfe in Dresden (darunter der Eliasfriedhof, der Trinitatisfriedhof und auch der Urnenhain in Tolkewitz) als „sensible Seismographen von Wandlungen in den religiösen Einstel- lungen und in den Auffassungen vom Tode, in den sozialen, geistig-weltanschaulichen und künstlerischen Haltungen ihrer Zeit“ (S. 10) darzustellen. Sie beschreibt akribisch und mit
historischer Tiefenschärfe die Geschichte und Gestalt der einzelnen Friedhöfe von der jeweiligen Gründungsidee an über die erste Beisetzung bis hin zur heutigen Erscheinungsform. Dabei werden immer wieder die Geschichte Dresdens und die allgemeinen zeitgeschichtlichen Bedingungen und kulturellen Strömungen mitein- bezogen, was den besprochenen Friedhof nicht isoliert dastehen, sondern als „gestalterischen Ausdruck der jeweiligen Epoche“ (S.10) hervortreten läßt. Auch einige der auf den
vorgestellten Friedhöfen bestatteten Personen fließen in die Darstellung ein. Aufgrund der historischen Abbildungen, Zeichnungen und der sowohl im Text als auch ganzseitig jedes Einzelkapitel abschließenden schönen farbigen Fotografien ist die Lektüre des 27 x 24 cm formatigen Buches nicht nur spannend, sondern auch für das Auge ein Genuß. Das letzte, von Matthias Geisler vom Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden verfaßte Kapitel ergänzt das Bild der Dresdner Friedhofslandschaft um die
Begräbnisplätze der im Laufe der letzten einhundert Jahre zur Stadt hinzugekommenen Dorfschaften. Einer historischen Chronologie der einzelnen insgesamt sieben beschriebenen Dörfer folgt jeweils eine Charakteristik der dazugehörenden Friedhöfe, die dem guten Gesamtstil des Buches folgt und so ebenfalls das Interesse an einem nicht nur „imaginären Gang“ über die Friedhöfe Dresdens zu wecken vermag.
OT
Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer – Dokumentation einer Fachtagung am 25. November 1998 in Wuppertal. Redaktion: Paul Timmermanns. Hrsg. vom Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1999, 296 Seiten.
Der vorliegende Band faßt die Ergebnisse einer Tagung zusammen, auf der versucht wurde, die in den letzten Jahren entwickelten neuen Ansätze im Umgang mit Tod und Trauer für unterschiedliche Bereiche darzustellen (siehe auch den Tagungsbericht in „Ohlsdorf“ Nr. 64). Abgesehen vom Einführungsvortrag
(„Leitlinien einer neuen Kultur im Umgang mit Tod und Trauer“)
gab es insgesamt sieben „Fachforen“, deren Statements und Diskussionen hier ebenso versammelt sind wie die der abschließenden Podiumsdiskussion. Die Foren befaßten sich im einzelnen mit folgenden Themen: Umgang mit Tod und Trauer bei Kindern und Familien, bei alten Menschen, bei körperlich, geistig und psychisch beeinträchtigten Menschen, Tod und Trauer im Krankenhaus sowie im Rettungswesen, Entwicklung einer neuen Bestattungskultur, neue Wege der Trauerbegleitung. Die einzelnen Diskussionsbeiträge der Foren und der Podiumsdiskussion werden im Wortlaut wiedergegeben.
(Kostenlos erhältlich beim Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen, 40190 Düsseldorf)
NF
Kiste, Kutsche, Karavan: Auf dem Weg zur letzten Ruhe. Begleitband zur Ausstellung des Museums für Sepulkralkultur, Kassel. Texte: Reiner Sörries, Redaktion: Wolfgang Neumann. Kassel 1999, 206 S., zahlreiche Abbildungen.
Das vorliegende Buch ist der Begleitband zu der in den Medien vielfältig
beachteten, gleichnamigen Ausstellung des Kasseler Museums für Sepulkralkultur zum Thema „Leichentransport“. Es behandelt in einem „kulturübergreifenden Überblick“, wie Museumsdirektor Reiner Sörries im Vorwort schreibt, die Geschichte des Leichentransports von der Antike bis zur Gegenwart. Mit diesem reichhaltig, teilweise farbig illustrierten Werk werden empfindliche Lücken in der Geschichte des Todes geschlossen, in der bisher eher die Friedhöfe und Grabmäler, Särge und Sarkophage im
Mittelpunkt standen. „Praktisch vollkommen unbeachtet“, so schreibt Reiner Sörries, „blieben die Gerätschaften und Transportmittel, mit denen der Tote oder sein Sarg bewegt wurden“ - vom einfachen Tragen per Hand bis zum Transport mit der Luxuslimousine. Die einzelnen Beiträge informieren über verschiedene Aspekte des Totentransportes – auch den damit verbundenen mythologischen Vorstellungen – seit der Antike. Von Sandschlitten und Eselskarren, von Bahren und Totenbrettern,
Auschütttruhen und Pestkarren, Kutschen und motoriserten Leichenwagen ist ebenso die Rede wie von den Anfängen der organisierten Totenfürsorge, der Kritik am allzu prachtvollen Leichenbegängnis und den besonderen Verhältnissen bei Kinderbegräbnissen. Den Abschluß bildet – der „mobilen“ Gesellschaft angemessen – ein Beitrag zum Thema Leichenüberführung per Eisenbahn und Flugzeug.
NF
Laurenz Demps: Zwischen Mars und Minerva - Wegweiser über den Invalidenfriedhof. Berlin 1998. 184 S., 140 Abb. und ein herausnehmbarer Übersichtsplan.
Der Historiker Prof. Dr. Laurenz Demps widmet sich in diesem Werk einem der wohl interessantesten Berliner Friedhöfe, um dessen Erhalt sich der „Förderkreis
Invalidenfriedhof e. v.“ verdient gemacht hat. „Friedhöfe sind aufgeschlagene Geschichtsbücher“ (so der Autor im Vorwort), und gerade am Beispiel des Invalidenfriedhofes wird dies sehr deutlich. Von seiner Eröffnung am 15.11.1748 als Begräbnisplatz für das auf Wunsch von Friedrich II. errichtete Königliche Invalidenhaus zu Berlin sind auf ihm bis zu seiner Schließung am 30.4.1951 nicht nur Militärpersonen wie Scharnhorst und Richthofen beigesetzt worden. Auch die Teilung Deutschlands hat
durch die das Gelände durchziehende Hinterlandsicherungsmauer sichtbare Spuren auf dem Friedhof hinterlassen. In seiner historischen Einführung, dem ersten Teil des Buches, gibt Laurenz Demps einen klaren und übersichtlichen Einblick in die wechselvolle Geschichte des Invalidenfriedhofs. Das Besondere an dieser Publikation ist die dann im zweiten Teil folgende Bestandsaufnahme sämtlicher noch vorhandener und restituierter Grabmale, die alphabetisch und nach Feldern geordnet jeweils
unterschiedlich lange, informative, zum Teil um eine Abbildung ergänzte Einzelbiographien der bestatteten Personen beinhaltet. Zum leichteren Auffinden der Grabstätten auf dem Gelände dient der dem Buch beigefügte, herausnehmbare detaillierte Übersichtsplan.
OT
Sabine Dänner / Konrad Merz: Das Leben zum Sterben schön - Lyrische Aha-Erlebnisse aus Paris. Frankfurt /Main 1999. 88 S., 32 Abb.
In diesem sehr persönlichen Buch legt Sabine Dänner Zeugnis von ihrer Begegnung mit Paris und dessen prominentesten Friedhof, dem Père Lachaise, ab. Ihre Gedichte und Reflektionen werden
durch stimmungsvolle, lebendige Schwarz-weiß-Fotografien von Konrad Merz ergänzt und vervollkommnet. Mutig und auf unkonventionelle, erfrischend ehrliche Weise stellen sich die Autoren der Begegnung mit dem Tod und der französischen Metropole. So kann das Buch nicht nur als ermutigende Anregung und Einstimmung zu einer eigenen persönlichen Begegnung mit Paris und seinem Père Lachaise, sondern auch mit der Wahrheit des endlichen Lebens selbst dienen. In den Worten der Autorin (aus dem Gedicht
„Père Lachaise IV“) : „Gestorben wird ein ganzes Leben lang./ Außer bei denen, die bei lebendigem Leibe tot sind.“ und: „Aufgestanden wird ein ganzes Leben lang.“
OT
Gerhard Hölzle: Der guete Tod – Vom Sterben und Tod in Bruderschaften der Diözese Augsburgs und Altbaierns. Augsburg 1999, 280 S (=Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e.V., Sonderreihe, Heft 4)
Unter den historischen Formen der organisierten Totenfürsorge sind die katholischen Bruderschaften
bisher wenig untersucht worden. Der Münchener Germanist und Kunsthistoriker Gerhard Hölzle hat sich in seiner Dissertation mit diesem Thema für einen regional begrenzten Raum im südlichen Bayern beschäftigt. Bei den Bruderschaften handelt es sich um „eine Vereinigung von laikalen Katholiken unter geistlicher Führung eines Priesters“, die - so berichtet Hölzle - „ohne langes Reden auf vielfältige Weise den Kranken hilft, die Trauernden stützt und der Toten gedenkt“. Ihre Geschichte geht auf
die Verbrüderung zwischen Klöstern im frühen Mittelalter zurück. Den religiösen Hintergrund bildeten die Vier Letzten Dinge (Tod, Gericht, Hölle und Himmel), mit denen jeder Katholik konfrontiert war und sich dabei einer „ungewissen, gar angstmachenden Zukunft“ ausgesetzt sah. Die Bruderschaften hatten die Aufgabe, ihren Mitgliedern bei der Vorbereitung auf einen „guten Tod“ zu helfen, sie beim Sterben zu begleiten und ihnen durch Gedenken und Sorge ums Seelenheil auch nach dem Tod
beizustehen. Ihre Mitglieder verpflichteten sich zu Gebeten und Gottesdien- sten, Wallfahrten und Prozessionen, zur Krankenbetreuung und Sterbebegleitung und zum Besuch von Seelenmessen. Die Bruderschaften wählten sich jeweils unterschied- liche Heilige als Patrone. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts stand das Bruder- schaftswesen, wie Gerhard Hölzle schreibt, „in reichster Blüte“: Bruderschaften waren ein „Massenphänomen“ – es gab sie in fast allen Orten, und nahezu alle Einwohner zählten
zu ihren Mitgliedern. Heute hingegen sind diese religiösen Vereinigungen kaum noch bekannt, auch wenn einzelne von ihnen bis ins 20. Jahrhundert existierten.
NF
Irmgard Wilhelm-Schaffer:
Gottes Beamter und Spielmann des Teufels Der Tod in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Köln, Weimar 1999 (Böhlau Verlag). 436 S., 40 Abb.Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, an dessen Schnittstelle die Reformation
steht, ist ein für die Entfaltung der modernen bürgerlichen Gesellschaft grundlegender Prozeß. Hier wurden die neuzeitlichen Einstellungen zum Tod ebenso eingeläutet wie ein neuartiger Umgang mit den Toten. Beispielsweise kam es erstmals zu einer Verlegung der regulären Friedhöfe vor die Tore der Städte der traditionelle Kirchhof als Bestattungsort begann seine Bedeutung zu verlieren. In ihrem mentalitätsgeschichtlichen, interdisziplinär angelegten Ansatz zeichnet Irmgard
Wilhelm-Schaffer diese Entwicklungen nach. Anhand zahlreicher Belege schildert sie den “Übergang von vormodern-magischer zur modern-individualistischen Todesvorstellung”.
NF
Zur Buchbestellung Heiko K. L. Schulze: “... darauf man mit Andacht gehen kann”. Historische Friedhöfe in Schleswig-Holstein
. Heide 1999 (Verlag Boyens & Co.), 100 Seiten, zahlreiche Abb.Heiko K. L. Schulze, als Mitarbeiter am Forschungsprojekt Ohlsdorf im “FÖRDERKREIS OHLSDORFER FRIEDHOF” wohlbekannt, füllt mit seinem Buch über historische Friedhöfe in Schleswig-Holstein eine seit langem offene Lücke innerhalb der Friedhofsliteratur. Erstmals werden
hier die wichtigsten alten Friedhöfe des Landes von “B” wie “Bosau” bis “W” wie “Wilster” in kurzen Beschreibungen vorgestellt. Insgesamt wird der Leser so über dreiundvierzig Friedhöfe zwischen Nord- und Ostseeküste geführt. Vorangestellt ist eine ausführliche Friedhofsgeschichte, in der die Entwicklungstendenzen vom Mittelalter bis in das 20. Jahrhundert dargestellt werden. Eine große Zahl farbiger und schwarz-weißer Abbildungen von Friedhofsansichten und Grabmalen rundet dieses sorgfältig
gestaltete kleine Buch ab.
BL
Zur Buchbestellung August Wöhrmann: Zur letzten Ruhe gebettet Historische Ruhestätten in Vechta: Friedhof St. Georg, Begräbnisstätten in St.
Georg, Friedhof Seelenkapelle, Grabkeller im Franziskanerkloster. Hrsg. vom Heimatbund für das Oldenburger Münsterland. Cloppenburg 1996 (Die Blaue Reihe, Heft 2), 74 Seiten im Großformat, mit zahlreichen Abb.
Es ist immer wieder aufschlußreich, die regionalen Unterschiede in der Friedhofs- und Bestattungskultur zu vergleichen. Glücklicherweise häufen sich in den letzten Jahren die Regional- und Lokalstudien zur
Sepulkralkultur. In diesen Rahmen gehört auch die vorliegende Publikation. Der inzwischen leider verstorbene Autor bietet damit den ersten grundlegenden Einstieg in die Bestattungsgeschichte des katholischen Teils des Oldenburger Münsterlandes. Die quellenorientierten Darlegungen sind nicht nur äußerst detailliert, sondern werden auch eingebettet in die lokale, regionale und allgemeine Geschichte. Die teilweise farbigen Fotografien sowie die grafischen Darstellungen und Karten bieten
zusätzlich reiches Informationsmaterial
NF
Klaus Feldmann:
Sterben und Tod. Sozialwissenschaftliche Theorien und Forschungsergebnisse.
Opladen 1997 (Leske und Budrich), 122 Seiten.Der Soziologe Klaus Feldmann, der sich bereits mit seiner 1990 erschienenen Studie über “Tod und Gesellschaft” in Fachkreisen einen Namen machte, faßt in seinem neuen Buch die wichtigsten internationalen Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte zu Sterben und Tod zusammen. Zwar liegt der Schwerpunkt, wie aus dem Untertitel hervorgeht, auf den Sozialwissenschaften, doch referiert der Autor nicht zuletzt auch kulturwissenschaftliche
Studien. Insgesamt bietet der Band mit seinem ausführlichen Literaturverzeichnis einen guten, breitgefächerten Überblick zum Thema, der neben seinem sozialwissenschaftlichen Kern immer wieder auch die Forschungsergebnisse anderer Disziplinen heranzieht und die Verhältnisse in den westlichen Industrie- gesellschaften mit ethnologischen Befunden vergleicht. Es ist die derzeit kompetenteste Zusammenfassung - Feldmann liefert einen allgemeinen, über die Sozialwissenschaften hinausreichenden
Einstieg in die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem
Thema.
NF
Zur Buchbestellung Jiddu Krishnamurti:
Über Leben und Sterben. Reflexionen über die Letzten Dinge. Frankfurt/M. 1998. Fischer Taschenbuch Verlag, 157 Seiten.Jiddu Krishnamurti (1895-1986) war ein indischer Redner und Weisheitslehrer, der lange im Westen lebte und lehrte. Aus seinen schon früher publizierten Reden und Gesprächen wurden die Texte für den
vorliegenden Band zusammengestellt und zum Teil erstmals ins Deutsche übertragen. Im Dialog fordert er seine Zuhörer immer wieder heraus, sich der Realität des Leides und des Todes zu stellen und in unmittelbarer eigener Erfahrung eigene Antworten auf die letzten Fragen der Menschheit zu finden.
BL
Zur Buchbestellung Andrea Löwer: Kreuze am Straßenrand – Verkehrstod und Erinnerungskultur. Frankfurt/M. 1999, 206 S.
(Notizen Band 64 – Schriftenreihe des Instituts für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main)Der gewaltsame Tod tritt uns im 20. Jahrhundert in vielerlei Gestalt entgegen – als Kriegstod, Naturkatastrophe und anderes. Zu den hierzulande leider häufigen Erfahrungen zählt der Unfalltod im
Straßenverkehr. Neuerdings sieht man immer häufiger Zeichen des Gedenkens und der Erinnerung an Stellen, an denen sich tödliche Unfälle ereigneten. Manchmal handelt es sich um schlichten Blumenschmuck mit einem Namen, manchmal um kleine Holzkreuze. Die Frankfurter Kulturanthropologin Andrea Löwer ist diesem Phänomen nachgegangen. Sie greift dabei weit über das Thema im engeren Sinn hinaus und beleuchtet den Kontext einer mobilen Gesellschaft, in der das Auto zum Fetisch geworden ist.
Im Mittelpunkt der Studie steht der Umgang mit dem Unfalltod und die daraus resultierenden neuen Formen von Erinerung und Trauer.
NF
Der Architekt Ernst Ludwig Kirchner:
Entwurf einer Friedhofsanlage. Diplomarbeit an der Technischen Hochschule Dresden 1905. Mit einer Einführung von Meike Hoffmann. München 1999, 40 S. (Ketterer Kunst Verlag)Ernst Ludwig Kirchner ist als Maler wohlbekannt. Weniger geläufig war bisher, daß er sich in frühen Jahren
auch der Friedhofsarchitektur widmete – und zwar in seiner Diplomarbeit, die er 1905 zum Abschluß seines Architekturstudiums verfaßte. Anläßlich einer Ausstellung in München ist ein kleiner, sorgsam gestalteter Band entstanden, der darauf aufmerksam macht. In einer sachkundigen Einführung wird der biographische Hintergrund skizziert, in dem Kirchner seine Diplomarbeit zur Friedhofsgestaltung abfaßte. Der
Friedhofsentwurf selbst sei, so heißt es, “traditionellen Formen” verpflichtet. Im folgenden, längeren Teil wird der handschriftliche Originaltext der Arbeit ebenso reproduziert wie die aussagekräftigen farbigen Entwurfszeichnungen Kirchners.
NF
Carolin Schmuck: Der Friedhof St. Lazarus in Regensburg und sein geplantes reformatorisches Bildprogramm. Mit einem Beitrag von Reiner Sörries. Kassel 1999, 92 S.
(Kasseler Studien zur Sepulkralkultur, Band 7)Der neue Band aus der Reihe des Kasseler Instituts für Sepulkralkultur widmet sich mit der bildlichen Ausstattung reformationszeitlicher Friedhöfe einem Thema, das bislang praktisch nicht erforscht wurde - wie Reiner Sörries im Vorwort vermerkt. Mit dem Band wird in der Kasseler Reihe erstmals eine Quellenedition vorgelegt. Das Fallbeispiel Regensburg weist dabei weit über die lokalen Bezüge hinaus. Die
Quellenedition ist die seit 1968 erste Arbeit zur Geschichte des protestantischen Friedhofs in Deutschland. In seinem Nachwort untersucht Reiner Sörries die Bedeutung der Regensburger Friedhofsbilder für die protestantische Friedhofskunst insgesamt.
NF
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