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“Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer”
Eine Tagung in Wuppertal - Eigener Bericht

Veranstaltet vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium, fand am 25. November 1998 in der Stadthalle Wuppertal eine Fachtagung zum Thema “Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer” statt. Die ungewöhnlich hohe Teilnehmerzahl von rund 1 200 Menschen zeigt, wie groß das Interesse an diesem Thema ist.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen unter anderem aus den Bereichen Hospiz und Sterbebegleitung, Medizin und Pflege, Friedhof und Bestattung, Kulturwissenschaften, Psychologie, kirchliche Seelsorge und freie Trauerbegleitung. Eröffnet wurde die Veranstaltung von der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Birgit Fischer.

Das einleitende Grundsatzreferat zum Thema “Leitlinien einer neuen Kultur im Umgang mit Tod und Trauer” hielt Dr. Norbert Fischer vom FÖRDERKREIS OHLSDORFER FRIEDHOF. Er interpretierte die historische Entwicklung der Trauerkultur in der Moderne als “Funktionalisierung”. Die neuen Tendenzen der letzten Jahre bilden hier eine Art Gegenentwurf. Nach Fischers Darlegung lassen sich die Leitlinien des neuen Umgangs mit Tod und Trauer mit Hilfe der Stichwörter “Selbstbestimmung”, “Anteilnahme” und “Kreativität” charakterisieren.

“Zementiertes Zusammenspiel von Bestattern und Friedhofsbürokratie”

Nach dem Vortrag verteilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf sieben verschiedenen Foren, die sich jeweils zwei Stunden lang mit unterschiedlichen Einzelaspekten befaßten. Forum 1 beschäftigte sich mit dem Umgang mit Tod und Trauer bei Kindern und in Familien, Forum 2 bei alten Menschen. Forum 3 widmete sich den Problemen mit Tod und Trauer bei körperlich, geistig oder seelisch beeinträchtigten Menschen. In Forum 4 ging es um den Umgang mit Tod und Trauer im Krankenhaus.

Für die Leser von OHLSDORF und postmortal.de besonders interessant war das Forum 5, das sich unter dem Titel “Zwischen Anonymität und individueller Gestaltung” mit den Entwicklungen einer neuen Bestattungskultur beschäftigte. Hier saßen unter anderem Jürgen Bethke (Kuratorium Deutsche Bestattungskultur e.V.), die Kulturwissenschaftlerin Dr. Barbara Happe (Jena), Manfred Zagar (AG Kommunale Friedhofsverwaltungen) sowie Steffen Bocherts vom alternativen Bestattungsunternehmen BIOS (Hannover) auf dem Podium. Letzterer wies mit pointiert-polemischen Darlegungen darauf hin, daß sich das Bestattungswesen in Deutschland als zementiertes Zusammenspiel von Bestattern und Friedhofsbürokratie darstelle. Diese verkrusteten Strukturen seien nur schwer aufzubrechen, Innovationen daher schwierig.

Bei den letzten beiden Foren 6 und 7 ging es um den Umgang mit Tod und Trauer im Rettungswesen sowie um neue Wege und Formen der Trauerbegleitung. Die Veranstaltung wurde abgeschlosssen durch eine Podiumsdiskussion, in die die Ergebnisse der einzelnen Foren einflossen. Die schriftliche Dokumentation der Tagungsergebnisse soll Mitte 1999 erscheinen.
                                                                                                                                                     NF

#Pfeiloben

Grußwort der Ministerin Birgit Fischer
Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit
  des Landes Nordrhein-Westfalen

Birgit Fischer, Ministerin - Foto: Pressestelle

       Neue Kultur im Umgang mit
    Tod und Trauer

In den letzten Jahren sind die Fragen des würdigen Umgangs mit sterbenden Menschen, der Gestaltung des letzten Lebensabschnitts und der Begleitung von trauernden Hinterbliebenen verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit getreten. Sie nehmen einen immer größeren Raum im Bewußtsein der Bevölkerung ein. Die Hospizbewegung in Nordrhein-Westfalen hat maßgebend dazu beigetragen, daß Sterben und Tod keine ge- sellschaftlichen Tabuthemen mehr sind und umfassende Hilfs- und Versorgungsangebote für schwerkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen entstanden sind.

Diese von der Landesregierung initiierte und geförderte Entwicklung zeigt sich sowohl in der zunehmenden Bereitschaft zum ehren- und hauptamtlichen Engagement als auch in den sichtbaren Fortschritten bei der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen im Hospizbereich.

Während die Hospizidee bereits von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen wird, sind nach wie vor Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit Toten und der Trauer der Hinterbliebenen festzustellen. Beginnt beim Umgang mit sterbenden Menschen das Tabu an vielen Stellen aufzubrechen, so scheint es beim unmittelbaren Kontakt mit Toten unverändert groß.

Dieses Phänomen ist vor allem Folge unserer gesellschaftlichen Situation: Familiäre und nachbarschaftliche Unterstützungssysteme sind vor allem in urbanen Lebensräumen kaum mehr vorhanden. Viele Rituale, die über Generationen hinweg Sinn und Struktur vermittelt und den Betroffenen Halt gegeben haben, haben in unserer heute multikulturellen und säkularen Gesellschaft ihre Bedeutung weitgehend verloren. Obwohl es in den Medien eine wachsende Konfrontation mit Bildern von Tod und Trauer gibt, mangelt es vielen Menschen nicht nur an unmittelbaren persönlichen Erfahrungen, sondern auch an Möglichkeiten zur Bewältigung der damit verbundenen seelischen Probleme. Nicht zuletzt ist die stark zunehmende Zahl der anonymen Bestattungen ein deutliches Indiz für die fortbestehende große Verunsicherung.

Angesichts dieser Situation möchte ich Sie herzlich einladen, sich im Rahmen der Fachtagung "Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer" gemeinsam darüber Gedanken zu machen, was es heute konkret bedeutet, einem Menschen "die letzte Ehre" und den Hinterbliebenen Hilfe und Unterstützung zu geben. Nach dieser Unterstützung wird auch in vielen anderen Bereichen verlangt: in der Familien- und Sozialarbeit, in Krankenhäusern, in der Alten- und Behindertenarbeit, bei Unglücksfällen und Katastrophen.

Die Fachtagung will aber nicht nur die Probleme und Defizite aufzeigen, sondern zugleich Entwicklungen und Ideen vorstellen und diskutieren, die den Boden für eine neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer bereiten können.

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie durch Ihre Teilnahme an der Fachtagung nicht nur Ihr Interesse für dieses Thema bekunden, sondern auch die Chance ergreifen würden, den angestrebten kulturellen Wandel aktiv mitzugestalten.

#Pfeiloben

Presseinformation zur Veranstaltung:

Das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit teilt mit:

Als eines der größten Tabus unserer Gesellschaft bezeichnete Familienministerin Birgit Fischer heute
(25. November 1998) den Umgang mit Tod und Trauer. Anlässlich der Eröffnung der Fachtagung des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit zum Thema "Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer" in Wuppertal sagte die Ministerin:

"Auf dem Weg in die Moderne haben wir die alten Traditionen und Erfahrungen mit dem Tod verloren. Wir spüren das, aber wir haben noch keine neuen Wege im Umgang mit Tod, keine zeitgemäßen Rituale des Abschieds, der Bestattung und der Trauer gefunden, die uns Trost und Hilfe sein können."

Selbstverständlich könne Politik - so die Ministerin weiter - keine "Neue Kultur im Umgang mit Tod und Trauer" verordnen. Diese müsse sich aus der Gesellschaft heraus entwickeln und reifen.

Ministerin Birgit Fischer: "Aber Politik will diesen Prozess begleiten. Sie will helfen, die Sprachlosigkeit zum Thema Tod zu überwinden." Dazu gehöre auch, dass die Landesregierung bei der geplanten Novellierung des Bestattungs- und Krankenhausgesetzes ein besonderes Gewicht auf die Verpflichtung zu einem würdevollen Umgang mit Verstorbenen und einer angemessenen Berücksichtigung der Trauer der Hinterbliebenen lege.

Ministerin Birgit Fischer betonte in diesem Zusammenhang die großen Verdienste der Hospizbewegung bei der Unterstützung und Begleitung Sterbender und Trauernder: "Sie weist uns mit ihrem mitmenschlichen Engagement eine Richtung für einen Umgang mit Tod und Trauer, von dem ich hoffe, dass er in alle Bereiche unserer Gesellschaft hineinwirkt."

Nordrhein-Westfalen verfügt mit mehr als 170 Hospizinitiativen, 28 stationären Hospizen und 13 Palliativstationen an Krankenhäusern über ein im Ländervergleich einzigartiges differenziertes Versorgungsangebot.

Die Fachtagung des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit befasst sich in Arbeitsgruppen u.a. mit den Themen wie: "Hilfen für den Umgang mit Tod und Trauer bei Kindern und Familien", "Der Umgang mit Tod und Trauer im Krankenhaus", "Zwischen Anonymität und individueller Gestaltungs-Entwicklung einer neuen Bestattungskultur".

Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit, Tel.: 0211/855-3107 oder 3108.

Inzwischen ist über diese Veranstaltung eine ausführliche Dokumentation erschienen, die allen Interessierten nur empfohlen werden kann.

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