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Textprobe aus dem Buch

“Ein gutes Jahr für Pflaumen”

von Bailey White

 Luisa Umlauf: Die Lehrerin aus  
 Berlin betreut jetzt bei
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 “Tod in der Literatur”.


Zur Diskussion:

Der Friedhof – ein Ort der Toten"ruhe"?

Ein geliebter Mensch ist gestorben. Wir haben mit ihm unser Leben geteilt, mit ihm gemeinsam gegessen, gelacht, geweint. Wir haben mit ihm gestritten, wir haben ihn umarmt, neben ihm geschlafen. Unverwechselbar kennen wir den Rhythmus seiner Schritte, seines Atems, seinen Geruch.

Doch von einem Tag auf den anderen sollen wir diesen geliebten Menschen weit weg von unserer Wohnung in die Erde senken und dort dem Frost, der Trockenheit und dem Regen überantworten. Auf einem eingezäunten Grundstück, das wir nur zu bestimmten Zeiten betreten dürfen. Nach deutschem Bestattungsrecht dürfen wir dem geliebten Menschen nicht einmal seine Lieblingskleider anziehen. Nur, weil er plötzlich tot ist.

Ein psychischer Kraftakt, der seit Menschengedenken gar nicht zu bewältigen war und jedesmal aufs neue mißlang. In den Märchen und Mythen suchen uns die Toten in unseren Häusern und Wohnungen "heim" und rächen sich bitter für die unverdiente Ausgrenzung. Halbverwest schrecken sie uns aus unseren Alpträumen, schweben mit anklagendem Heulen durch Wände in den idiotischen Gewändern, die sie im Leben nie getragen hätten. Als Vampire saugen sie uns unsere Lebensfreude aus. Eine ganze Horrorfilm- und Horrorbuchindustrie lebt von den Bildern dieser Ängste und dem verzweifelten Bemühen um Bewältigung. Doch kein noch so schwerer Grabstein kann die Rückkehr der Toten als Gespenster unserer Alpträume aufhalten.

Der Friedhof ein Ort der Toten"ruhe"? Wohl eher ein Ort des Schreckens und des Grauens, das aus der endgültigen Ausgrenzung erwächst. Ein Ort des Friedens allenfalls für den Kontostand der Bestatter.

Bis zur Entwicklung der modernen Krematoriumstechnik hatten wir keine Alternative. Doch jetzt gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, uns diesen sinnlosen Ängsten und Qualen auszusetzen.

Hinterbliebene haben mit der Trauer genug zu bewältigen.

Vor etwa dreißig Jahren begannen wir mit der Individualisierung des Lebensbeginns. Wir haben inzwischen die natürliche Geburt in Anwesenheit und bei Mitarbeit der Väter. Die Neugeborenen werden nicht mehr abrupt von ihrer Mutter getrennt, im Gegenteil gibt es in allen Kliniken nun das rooming-in sowie das Füttern auf Verlangen. Wir wissen, wie gut diese Vorgehensweise für das Kind ist und für die Mutter. Wie sehr die Nähe zueinander beiden Ruhe gibt, Kraft und Lebensfreude.

Seit etwa fünfzehn bis zwanzig Jahren wird nun auch die Individualisierung des Lebensendes vorangetrieben. Wir danken es der Hospizbewegung, daß langsam die letzte Lebenszeit mit den besonderen Bedürfnissen des Sterbenden und seiner Angehörigen Thema öffentlicher Gespräche wird. Wenn auch die Alltagspraxis in den meisten Kliniken immer noch jeden Horrorfilm zu übertreffen scheint. Doch die voranschreitende Überalterung der Gesellschaft wird auch hier die Entwicklung langfristig in die von der Hospizbewegung gewiesene Richtung lenken. So kann das Sterben viel von seinem Schrecken verlieren. Für manche Angehörige können diese letzten Augenblicke sogar die kostbarsten des gemeinsamen Lebens sein.

Es ist an der Zeit, endlich auch den Toten ihre Ruhe zu lassen. Dafür gibt es in einer hochindividualisierten Gesellschaft nur einen einzigen Ort: Das Herz der Hinterbliebenen. Alles, was diesem Herzen Ruhe gibt – sei es das Verstreuen der Totenasche, das Einarbeiten in ein Schmuckstück oder ein Kunstwerk, die Urne im Wohnzimmer – ist richtig und muß gesetzlich erlaubt sein.

Damit das Herz frei wird für das Leben.

Luisa Umlauf


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