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In einer Initiative der Düsseldorfer Friedhofsverwaltung, der örtlichen Steinmetze und der Friedhofsgärtner entstand auf dem Südfriedhof der NRW-Landeshauptstadt ein vorbildliches Gemeinschafts-Projekt: Mit zur Zeit 33 Mustergräbern wird dem interessierten Publikum eine würdige und zeitgemäße Bestattungskultur aufgezeigt aber nicht aufgezwungen.Von Bernd Bruns - postmortal.de (Text und Fotos) Die modernen Grabmale dieses Friedhofsfeldes in unmittelbarer Nähe des Haupteingangs tragen keine Namen: Logisch, denn Verstorbene sind hier nicht begraben. Vor jedem der 32 Gräber weist ein kleines Schild darauf hin, welcher Steinmetz das Grabmal gestaltete und auch welcher Friedhofsgärtner die mustergültige Bepflanzung besorgte, Angaben der Adressen und Telefonnummern
inklusive: Eine: Werbung für die Betriebe, die sonst auf dem weiträumigen Friedhofsgelände - aus guten Gründen - streng verboten ist. Die sonst eher konservativen amtlichen Initiatoren der Friedhofsverwaltung und das örtliche Friedhofsgewerbe verfolgen mit dieser vorbildlichen Pseudo-Grabanlage ein gemeinsames Ziel: Die Förderung einer würdigen und zeitgemäßen Bestattungskultur. Dabei sind die wirtschaftlichen Motive, die dabei selbstverständlich alle auch im Auge haben, keineswegs verwerflich. Im Gegenteil: die Gesetzmäßigkeiten des Marketings lassen sich, wie dieses positive Beispiel beweist, auch angemessen auf die Friedhöfe adaptieren.Solche moderne wie dezente Werbung auf dem
Friedhof macht aktuell sicher auch Sinn: bundesweit stehen die Stätten der “Letzten Ruhe” - aus vielen Gründen - gesellschaftlich in einer akuten Akzeptanzkrise. Einerseits sind die Sterbezahlen - zum Verdruss des Bestattungs- und Friedhofsgewerbes - zur Zeit rückläufig; andererseits ist der Trend zur Feuerbestattung mit anschließender pflegeleichter Beisetzung auf anonymen Friedhofswiesen nicht mehr zu stoppen. Diese Entwicklung geht einher mit einem unübersehbaren
Wertewandel in unserer “aufgeklärten” Mediengesellschaft, die mehr und mehr den tradierten Bezug zu sozialen, geographischen und insbesondere auch religiösen Bindungen verliert. Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tode - wie von vielen Religionen verheißen - schwindet geschwind. So erhält, nicht nur aus finanziellen Erwägungen, so manche Beerdigung den Charakter einer reinen “Entsorgung” der sterblichen Überreste am Ende des Lebens. Das mag die Bestattungsindustrie aus
transparenten Gründen mit Trauer beklagen: Der Trend zu einem rein rationalen Umgang mit der eigenen Endlichkeit, der den Umsatz der Branche nachteilig tangiert, ist allerdings nicht mehr zu bremsen. Auch soziologisch ist der gegenwärtige Wandel in unserer “mobilen Gesellschaft” evident: Der Trend zur kinderlosen “Kleinfamilie” und abnehmende verwandtschaftliche Bindungen in unserer reichen und doch so
armen Republik fördert in den anonymen Wohnblöcken der Metropolen immer mehr einsame Bewohner ohne soziale Bindungen. Solche Entsozialisierung setzt sich dann - nach dem Tod - bis auf den Friedhof fort. Für die dann fällige Grabpflege findet sich niemand; und den oft weit entfernt lebenden Kindern, wenn es sie denn überhaupt gibt, soll die Pflege eines Grabes nach dem Willen der Verstorbenen aus Kosten- und anderen
Gründen nicht zugemutet werden. Auch das “Sozialprestige” einer teuren Grabstätte hat hier zu Lande und heutzutage nur noch einen höchst geringen Stellenwert. Zudem ist mittlerweile selbst ein schlichtes Grab auf vielen Großstadtfriedhöfen für immer mehr Menschen unbezahlbar. Das Streben der Bürger nach eigener Individualität, in unserem Gesellschaftssystem zum Fetisch erhoben, fordert - im Kontext zur bereits beschriebenen Entwicklung - auch nach dem Tode mehr individuelle
Freiheiten, wie sie bereits in liberalen europäischen Nachbarländern mit gleichem kulturellen Hintergrund vorbildlich vorhanden sind. Dort gibt es, beispielsweise, auch keinen durch nichts zu begründenden Friedhofszwang für Totenaschen, wie in Deutschland. Die Aufbewahrung der Asche eines geliebten Menschen oder ihre Beisetzung im Privatbereich, etwa im Wohnzimmerschrank oder im eigenen Garten, ist
dort problemlos möglich. Die Nähe zur Restsubstanz der Verstorbenen, die nach ihrem oft geäußerten Willen nach dem Tod “weiterhin zu Hause bleiben wollen”, hilft nach den Erfahrungen im Ausland nicht selten auch bei der Trauerbewältigung ihrer Hinterbliebenen. Hinzu kommt, dass viele Angehörige, aus vielerlei Gründen, den Ort der Trauer auf einem Friedhof gar nicht mehr aufsuchen können. Zudem paßt die Urne mit der Asche
eines geliebten Menschen in jeden Umzugskarton. Neue und auch innovative Impulse für eine zeitgemäße und nicht als sinnentleert empfundene Bestattungskultur kamen insbesondere auch aus der Aids-Bewegung. Beklagt werden auch immer wieder die restriktiven und kleinkarierten Vorschriften der Grabgestaltung auf kommunalen wie kirchlichen Friedhöfen der Republik. Das herkömmliche Bild der tradierten Bestattungs- und
Friedhofskultur verliert zunehmend seine Konturen und vor allem auch die gesellschaftliche Akzeptanz. Parallel dazu wird hierzulande der immer noch tabubesetzte Umgang mit Tod und Trauer mehr und mehr zum öffentlichen Thema. Die Bereitschaft der Bürger, sich von amtlichen und kirchlichen Friedhofsverwaltern oder von faden Funktionären einschlägiger Interessenverbände die “richtige Bestattungskultur” definieren und
aufzwingen zu lassen, tendiert inzwischen nahezu gegen Null. Das bekommt in diesen Tagen auch der deutsche Bestatterpräsident Wolfgang H. Zocher zu spüren, dem der Wind des Widerstandes wegen seiner verwerflichen Verbandspolitik zur Gewinnmaximierung im Umfeld des Todes kalt entgegenweht. Zocher
wendet sich gegen die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, die - noch in diesem Jahr - das Bestattungsgesetz im Lande liberalisieren will. Ziel ist auch die Aufhebung des unseligen, von den Nazis 1934 eingeführten, Friedhofszwangs für Totenaschen und der Verzicht auf den Sargzwang. Angesichts solcher Aussichten sind in der Tat die Friedhofsträger und Berufsverbände der Steinmetzen und
Friedhofsgärtner gut beraten, die Akzeptanz der bisher monopolisierten “Zwangs-Friedhöfe” in der Bevölkerung durch eine offene und offensive Informationspolitik zu verbessern um der drohenden “Flucht von den Friedhöfen” zu begegnen. Schritte in die richtige Richtung waren dabei in Düsseldorf die erstmalige Öffentlichkeitsarbeit zum “Tag des Friedhofes 2002” und auch die Installation des Mustergrabfeldes zur Information der Friedhofsbesucher. Doch diese löbliche Transparenz endet leider noch bei den höchst wichtigen und entscheidenden Preisangaben. Warum kann der Friedhofsträger auf dem Mustergrabfeld mit
seinen unterschiedlichen Wahlgräbern nicht über die fälligen Kosten für deren Nutzungszeit informieren? Und angesichts der teilweise aufwendig gestalteten Mustergrabmale ergibt sich für viele interessierte Bürger des Mittelstandes sehr sofort die Frage, ob solche vorbildliche Friedhofskultur für die eigene Grabstätte überhaupt noch bezahlbar ist. Auch die Preise der Friedhofsgärtner, beispielsweise für die
Erstgestaltung oder Dauergrabpflege der unterschiedlich großen Mustergräber ist sicher von allgemeinem Interesse. Doch das erweiterungsfähige Grabfeld bietet noch reichlich Platz für solche höchst sinnvollen wie nützlichen Zusatzinformationen...Das Düsseldorfer Mustergrabfeld bietet drei grundsätzliche Grabtypen mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten: 1. Einzelgrabstätten
2.
Doppelgrabstätten 3. Urnengrabstätten |