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Bestatter in Deutschland

Die Totenwäscherin

Ein Leben im Grenzbereich

ZDF-Sendung am 17. Oktober 2000
in der Reihe 37 Grad

Anita Märtin wäscht mit sanfter Bewegung den Körper der Frau. Sie zieht ihr ein weißes Hemd über, hebt ihren Kopf, kämmt die Haare, schüttelt das kleine Kissen auf für ihre letzte Reise.

LINK ZU ZDF ONLINE 37 Grad

Das ZDF sendete ein Portrait der Bestatterin Anita Märtin       Foto: ZDF

Die Autorin Mechthild Gaßner

“Ich fand es mit allem Respekt vor der Würde des Toten wichtig zu zeigen, wie ein verstorbener Mensch von dieser Bestattungsfrau "versorgt" wird. Ich wollte der diffusen Angst vor der Berührung eines Toten entgegen treten, aber auch die Möglichkeiten aufzeigen, was wir selbst für unsere Toten tun können. Ich bin den Angehörigen dankbar, die uns die Erlaubnis zu diesen Filmaufnahmen gaben.

Die Begegnung mit der Bestattungsfrau und die Berührung mit dem Tod haben meine eigenen irrationalen Ängste vermindert und - jedenfalls für Augenblicke - die Kostbarkeit des Lebens und die Freude daran verstärkt.”

Die Bestatterin Anita Märtin

Anita Märtin verkaufte vor drei Jahren ihre Eigentumswohnung, um ein Bestattungsgeschäft zu gründen.  Bis dahin lebte sie "ganz normal". Sie heiratete früh, zog zwei Kinder groß, studierte Pädagogik und arbeitete rund 15 Jahre lang als Lehrerin. Doch der Wunsch, verstorbenen Menschen und ihren Angehörigen Wegbegleiterin zu sein, wurde immer stärker. Es dauert Jahre, bis sie den Mut findet, ihren Wunsch gegen den Widerstand der Familie in die Tat umzusetzen.

Ein Leben im Grenzbereich

Als sie ihr Vorhaben, ein Bestattungsunternehmen zu gründen, in der Familie äußert, reagiert diese ablehnend, geradezu panisch. Die eigene Mutter droht den Kontakt abzubrechen, falls die Tochter so eine schreckliche Tätigkeit wie "Leichenfledderei" betreiben würde. Anita beschließt, sich um des Friedens willen zu fügen. Erst drei Jahre später bringt der Tod einer Freundin Anita zum Handeln. Sie gründet gegen den Widerstand der Familie ihr eigenes Unternehmen.


Kritische Bemerkungen zum ZDF-Portrait
der Bestatterin Anita M.

Totenwäsche im TV

Von Mirjam Helmus

Hinweis der Redaktion postmortal.de:
Die Autorin ist selbst engagierte Bestatterin im renommierten Mülheimer
Institut Fohrmann

Beiträge dieser Art sind für unsere Branche Pflichtprogramm und wie so oft saß ich doch sehr erstaunt vor demTV-Gerät. Diese sogenannten Bestatter(innen) aus Leidenschaft, die sich allenthalben so wunderbar medienwirksam profilieren und ihren Beruf ach so lieben und für eben diesen Beruf aus Berufung auf alles verzichten, machen mich immer sehr betroffen!

Frau Märtin, verzichtet für ihren Beruf, nach eigenem Bekunden, auf fast alles, was das Leben ausmacht: auf Freunde, auf Liebe, auf Freizeit - auf`s Leben? Angeblich ist sie einsam, wird nicht mehr von Nachbarn und Freunden gegrüßt und auch ihre Familie reagierte mit Abstand auf ihre Berufswahl. Von ihrer eigenen Mutter wurde ihr Beruf als "Leichenfledderei" angesehen. Nicht einmal eine Wohnung konnte sie privat bekommen, wenn ihr Beruf bekannt war. Bestatter, die sich derart inszenieren, sind mir nun schon mehrfach in den Medien begegnet. Einer wußte jüngst in einer ARD-Reportage zu berichten, daß man ihm nicht mehr die Hand schütteln würde, seitdem er als Bestatter tätig sei, er Freunde verloren habe, die nicht damit klarkämen, daß er Umgang mit Toten habe.

Aus eigener Erfahrung - ich bin regelrecht in diesen Beruf hineingeboren worden - kann ich solche Klischees nicht bestätigen. Auf Parties ist man zwar so manches Mal  der Aha-Effekt und versetzt die Leute in Erstaunen, wenn der Beruf bekannt wird - aber nie negativ. Im Gegenteil! Ich werde oft auf meinen Beruf angesprochen. Die Menschen stellen immer viele Fragen. Als Outlaw sehe ich mich garantiert nicht!

Natürlich ist es in unserer Gesellschaft schwierig, wenn es darum geht, daß der Handwerker an Reparaturen und der Arzt am Leid der Kranken verdienen dürfen; wir als Bestatter jedoch stehen regelmäßig im Kreuzfeuer der öffentlichen Kritik, selbst wenn wir für unsere Leistungen angemessene Preise in Rechnung stellen.

Trotzdem grüßen mich meine Nachbarn und schütteln mir ohne Scheu die Hand. Und Freizeit hat man bei uns auch - nur planbar ist sie nicht. Doch Dank ISDN und Anrufweiterschaltung auf´s Handy kann jeder Bestatter Freizeit haben, bis, ja bis zum nächsten Sterbefall.
Und gerade in einem Einmann-, sorry in einem Einfraubetrieb, wie in dem von Frau Märtin kommt zumeist nicht Sterbefall an Sterbefall. Wäre dem so, dann wäre sie garantiert kein Einpersonenbetrieb, der gerade anfängt eine Kraft anzulernen.

Was mich und meinen Mann irritierte war ihr Umgang mit der Hygiene. Ein salbungsvolles und gottergebenes Lächeln und wassergetränkte Waschläppchen ersetzen augenscheinlich nicht die tatsächlich nötigen Waschungen an Körper und Haar und können dann auch wirklich nur als symbolische Visualisierung in der Sendung gemeint sein. Und ob man in den Kühlräumen der Pathologien und im Umgang mit Verstorbenen wirklich so oft auf Handschuhe verzichten kann ist sehr fraglich, da nicht jeder an uninfektiösen Erkrankungen verstirbt. Leider ist in diesem Bericht nichts über die fachlichen Qualifikationen von Frau Märtin gesagt worden, denn da bedürfte es vielleicht noch der einen oder anderen Schulung in hygienischer Grundversorgung von Verstorbenen. Ich meine damit nicht die Thanatologie, denn auch zu diesem Thema sind die Auffassungen in der Branche kontrovers. Ich meine damit, daß die gezeigten Waschläppchen - auch wenn sie noch so liebevoll geführt werden - bei eingestuhlten Verstorbenen, obduzierten Leichen und Unfalltoten nicht sehr effektiv sind. Bei dieser Bewertung ist natürlich zu berücksichtigen, daß die zur öffentlichen Ausstrahlung gedrehten Bilder, nicht allzu realistisch sein können - schon allein um die Persönlichkeitsrechte der gezeigten Toten nicht unrechtmäßig zu tangieren. Diese Rechte wirken bekanntlich auch postmortal nach. Das haben selbst die Angehörigen zu berücksichtigen, die - selten genug - die Drehgenehmigung erteilten. Daher kann die gebotene behutsame visuelle Umsetzung des sensibelen Themas durch die Autorin der ZDF-Sendung, Mechthild Gaßner, auch nicht negativ beurteilt werden.

Aufbahrungen sind immer eine Sache, die je nach persönlicher Auffassung, befürwortet oder abgelehnt werden. Einiges, was Frau Märtin sagte, kann ich nur nachdrücklich unterstützen. Auch wir finden die Zeit des intensiven Abschiednehmens wichtig. Schon vor einigen Jahren haben wir in unseren Haus Abschiedsräume geschaffen, die den Angehörigen den Abschied in angenehmer Atmosphäre ermöglichen. Zu jeder Zeit - und solange sie das möchten. Wir sind auch offen für so fast jede Art der Trauer und Trauerbewältigung. Wir nehmen uns Zeit für die Menschen, die zu uns kommen und bemühen uns niemanden mit seinem Leid allein zu lassen. Es spielt in unserem Haus keine Rolle, welche Geldbörse zur Verfügung steht und auch nicht, daß wir einen unkalkulierbaren Job haben. Denn: niemand stirbt nach Termin!

Ich bin wirklich sehr gerne Bestatterin, aber obwohl bei uns auch an Sonntagen die Angehörigen zur Abschiednahme kommen, wir auch so manchen Heiligabend oder so manche Sylvesterfeier schon unterbrochen haben, so mußten wir weder auf Freunde, noch auf Liebe, auf Freizeit oder gar einen Händedruck verzichten, wie die Sendung klischeehaft vermittelte.
Und mit dieser Bewertung sind wir unter den Bestattern garantiert nicht alleine!
 


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TV-Kritik

Sensibel

«37°: Die Totenwäscherin, ZDF, Dienstag: Sie bereitet Menschen vor für ihre allerletzte Reise. Liebevoll putzt sie die Leichen heraus zum Hinübergleiten in eine andere Welt. Anita Märtin ist Bestatterin, eine der wenigen Frauen in einem von Männern dominierten Milliarden-Markt. Doch für sie ist der Tod kein Geschäft, sondern ein Beruf mit Berufung, für den sie ihren Job als Lehrerin aufgab.

Sie ermöglicht den Verstorbenen und ihren Angehörigen einen Abschied mit Respekt und Würde. Misstrauisch beäugt von Familie und Freunden, Vermietern und Nachbarn sorgt sie für Unruhe in einer Branche, in der es primär um die schnelle Entsorgung der Toten geht. Autorin Mechthild Gaßner gelang ein außerordentlich sensibles Porträt dieser eigenwilligen Frau. Gleichzeitig lieferte sie einen engagierten Appell, mit dem Tabu-Thema Tod positiv und natürlich umzugehen.                              Wolfgang Sinemus


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