| Teddys und andere Sonderwünsche bei Beerdigungen Die Trauerkultur ist in Bewegung Düsseldorf (dpa). Ein weißer Sarg steht in der Bottroper Friedhofskapelle. Angehörige und
Freunde zücken Filzstifte und beschriften ihn mit letzten Grüßen und Namenszügen, die den Toten bis in seine Ruhestätte auf den Friedhof begleiten sollen. Bemalte Särge, Lieblingslieder und Plüschtiere - Beerdigungen fallen immer öfter aus dem traditionellen Rahmen.
Die Angehörigen bewältigen ihre Trauer eher, wenn sie selbst bei der Gestaltung der Beerdigung aktiv werden», sagt Wilfried Leiweke, Vorsitzender des Bundes freier Bestatter in Essen. Immer öfter hätten die Bestatter in
Deutschland mit ausgefallenen Wünschen der Hinterbliebenen zu tun.
«Die Trauerkultur ist in Bewegung», sagt auch Jürgen Thiesbonenkamp, Superintendent des Kirchenkreises Moers in Nordrhein-Westfalen. Die Kirchen reagieren auf die neuen Wünsche eher reserviert. «Es sollte klar sein, dass es für eine Bestattung ein vorgesehenes Verfahren gibt», sagt ein Sprecher der Katholischen Kirche in Nordrhein-Westfalen: «Eine Beerdigung soll kein Schaulaufen werden.»
Auch der evangelische
Kollege weist auf die kirchlichen Regeln hin, die den Ablauf einer Trauerfeier festlegen, findet es aber positiv, dass sich Hinterbliebene «selbst einbringen». So fällt auch dem Pastor auf, dass immer öfter Grabbeigaben wie Briefe oder Teddys mit dem Sarg beigesetzt werden.
«Wir geben Angehörigen die Möglichkeit, den Sarg ihrer Lieben vor der Beerdigung nach eigenen Wünschen durch Bemalen, Beschriften oder Bekleben selbst zu gestalten», sagt die Bottroper Bestatterin Sieglinde Kopp. In
ihren Geschäftsräumen symbolisiert ein farbenfroher Sarg den Kreis des Lebens. Dunkle Farben stehen für das Entstehen der Natur. Dazwischen leuchtet in hellen Tönen die Blüte des Lebens, während der Lebensabend durch kahle Bäume gezeigt wird.
Den bunten Mustersarg hat die Bottroper Künstlerin Bernhardine Lützenberg bemalt. Nach ihrer Überzeugung sind die Deutschen aber noch auf der Suche nach neuen Wegen der Trauerbewältigung. «Es ist mutig, den Schritt in eine andere Richtung zu
gehen», sagt sie.
«Wir haben erkannt, dass wir mehr mit Lebenden als mit Toten zu tun haben und was ändern müssen», sagt der Chef des Bestatter-Bundes, Leiweke. Dabei stünden die Wünsche der Hinterbliebenen im Vordergrund. Mal erklinge bei der Trauerfeier das Lieblingslied des Verstorbenen. Mal werde Erde vom eigenen Garten in das Grab eines Hobbygärtners geschippt.
Dabei entfernen sich Beerdigungen immer öfter aus den von Kirche und Gesellschaft geprägten Bahnen. Einige
Bestattungsunternehmen würden den Kunden jedoch erst gar nicht die Möglichkeit geben, selbst aktiv zu werden, räumt Leiweke ein: «Der bequemste ist schließlich der traditionelle Weg.» Oft ist es nach der Erfahrung der Bestatter aber auch den Betroffenen lieber, so wenig wie möglich mit der Trauerfeier zu tun zu haben: «Viele Angehörige fühlen sich inmitten der großen Trauer gar nicht in der Lage, selbst mitzugestalten.» |