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entlarvt die Heuchelei deutscher Friedhofsbetreiber: Von der “Totenwürde” unter Wasser und den Gebeinen im Baggergreifer Die Pietät endet abrupt nach Ablauf der teuer bezahlten “Ruhezeit” Von
Bernd Bruns - postmortal.de Deutschland, März 2003 - “Nur auf einem Friedhof”, so behaupten die Lobbyisten der lukrativen Bestattungsindustrie, der kommunalen und kirchlichen Friedhofsträger immer wieder, “sind Totenwürde und Totenruhe garantiert”. Postmortal.de
konfrontiert ihre Heuchelei und Desinformation mit den oft unwürdigen und meist der Öffentlichkeit verborgenen Realitäten auf den Friedhöfen.Jeder Friedhof dient dem Ziel, die möglichst schnelle Verwesung der sterblichen Überreste zu bewirken. Die Totenruhe auf unseren “Gottesäckern” ist eng begrenzt und endet in der Regel mit dem Ablauf der bezahlten Pachtzeit für die Grabnutzung. Die in den Friedhofssatzungen festgelegte Nutzungszeit der Gräber ist zudem abhängig von den
örtlichen Bodenverhältnissen. Ein lehmiger feuchter Boden benötigt wesentlich mehr Zeit für die Verwesung als lockere, luftdurchlässige Erde. Viele Friedhöfe dürften eigentlich nicht als solche genutzt werden, da dort die Verwesung der sterblichen Überreste im Boden - ohne aufwendige technische Maßnahmen - nicht gewährleistet werden kann: Es bilden sich dort sogenannte Wachsleichen. Normalerweise werden die Fettsäuren eines Verstorbenen durch den Verwesungsprozess abgebaut. Doch in einer feuchten, kalten und vor allem sauerstoffarmen Umgebung bildet sich ein Fettpanzer aus Leichenlipid: Eine feste, weiße und bröselige Masse, die sich kaum noch verändert.So auch auf einem Friedhof, den postmortal.de nach
dem Hinweis eines Totengräbers jüngst besuchte. Wir nennen weder den Ort noch den Namen des engagierten Friedhofsmitarbeiters um keinen Arbeitsplatz zu gefährden. Mit der Kamera beobachten wir den Aushub eines Grabes, das neu belegt werden soll. Fast dreißig Jahre ruhte der dort zuletzt Beerdigte bereits in diesem Grab. Die bezahlte Nutzungszeit ist lange abgelaufen und die Verwesung müßte eigentlich längst abgeschlossen sein. Doch der Baggerführer weiß erfahrungsgemäß was uns erwartet.Es dauert nicht lange, dann wird in der Grube der Grundwasserspiegel sichtbar. “Der steht hier auf dem Gelände, abhängig von den Witterungsverhältnissen und Jahreszeiten, unterschiedlich hoch”, erläutert der Friedhofsfachmann. Behutsam arbeitet sich der Baggergreifer in die Tiefe vor. Zehn Zentimeter unter dem Wasserspiegel wird schließlich schemenhaft der unbeschädigte Deckel eines Sarges sichtbar. | | |
”Nur auf einem Friedhof ist die Würde der Toten gewährleistet”: Die kräftige Baggerhydraulik zerquetscht den Sarg mit seinem nicht verwesten menschlichen Überresten und fördert die mit Schlamm vermischte Masse wieder an das Tageslicht. So endet nicht selten die angeblich so “würdige Ruhezeit” in der Realität. |
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“In diesem Sarg schwimmen seit vielen Jahren sehr würdevoll die sterblichen Überreste eines Menschen”, kommentiert der Friedhofsfachmann sarkastisch. “Der noch unbeschädigte Sarg mit Inhalt läßt sich ohne Zerstörung nicht bergen”, erklärt der erfahrene Bedienstete. “Der Sarg saugt sich beim Hochziehen fest in diesem Schlamm, so daß dazu die Kraft des kleinen Baggers nicht ausreicht”. Und: “Was sollten wir
hier auf dem Friedhof auch mit dieser Altlast anfangen?” Die aktuelle Altlast, so erfahren wir später, stammt von einem damals beerdigten alten Mann.Und so geschieht dann das, was auf vielen höchst “würdigen Gottesäckern” täglich hinter den Kulissen und meist in den frühen Morgenstunden Gang und Gäbe ist: Entschlossen betätigt der Baggerführer schließlich einen kleinen schwarzen Hebel. Mit der ganzen Kraft der Hydraulik schließt sich der stählerne
Greifer. Dumpf ist das Geräusch von zersplitterndem Holz zu hören. Zerquetscht werden so auch die sterblichen Überreste des vor dreißig Jahren Beerdigten. Unter dem Geplätscher der aus dem Greifer abfließenden lehmigen Brühe wird die mit menschlicher Restsubstanz vermischte ekelige Masse ans Tageslicht befördert und neben dem Grab auf dem bereits bestehenden Aushub gelagert. Für den laienhaften Beobachter ist erstaunlich, wie gut das Holz des billigen Sarges aus Fichte-Tanne noch
erhalten ist. Die Maserung ist im Detail zu erkennen. Lediglich an einigen Stellen sind schwarze Flecken zu sehen, an denen das Holz angefault ist. Der nächste Blick des Beobachters fällt auf die zu Tage geförderten zerrissenen Leichenteile, von denen allerdings nicht mehr der typische Geruch des Todes ausgeht. Manche Fragmente lassen sich auch vom Laien noch bestimmten Körperteilen zuordnen. Eine Patina aus lehmigem Schlamm verdeckt auf den zu
Tage geförderten Leichenteilen gnädig so manches unästhetische Detail. Hier soll bewußt auf die Veröffentlichung von spektakulären Fotos, etwa vom aufgefundenen teilverwesten Totenkopf, verzichtet werden. Wir wollen
nicht höchst fragwürdige voyeuristische Bedürfnisse befriedigen - sondern allein die Heuchelei vieler kirchlicher und kommunaler Friedhofsträger mit den von ihnen zu verantwortenden “würdevollen” Realitäten konfrontieren. Und ihre immer wieder mit Pathos und pekuniären Interessen vorgetragene
Lüge entlarven, “nur auf dem Friedhof” sei “ein pietätvoller Umgang mit den sterblichen Überresten gesichert und die Würde der Toten gewährleistet”. Und insbesondere wollen wir den vorherrschenden Verdacht begründen, dass die Repräsentanten der beiden christlichen Amtskirchen
mit ihrer märchenhaften Friedhofspropaganda den Pharisäern sehr nahe stehen.Nur diese unerträgliche Heuchelei und Desinformation steht hier im Fokus der Kritik und der ethischen Bewertung; weniger die Realitäten, die wir auf dieser
Seite dokumentieren. Denn: Die Toten werden von solchen Zuständen nicht tangiert. Ihnen kann man weder Gutes noch Schlechtes tun. Sie sind eben tot. Verletzen kann man mit solchen pietätlosen Praktiken allenfalls ihre lebenden Angehörigen - wenn sie denn je davon erfahren. Eine Zumutung sind die geschilderten Zustände auch für das gemeine Friedhofspersonal vor Ort. Doch die hier gezeigte Wirklichkeit - das soll fairerweise nicht verschwiegen werden - ist zwar ein großes und weit
verbreitetes Problem auf deutschen Friedhöfen, aber sicher nicht die Normalität. Die sieht anders, aber auch nicht viel besser aus, wie postmortal.de noch belegen wird.Im Kontext zur Friedhofswirklichkeit ist die von vielen Menschen gewünschte Aufbewahrung der Totenaschen ihrer geliebten Verstorbenen im Privatbereich jedenfalls höchst pietätvoll - auch wenn diese fast in ganz Europa normale Variante aus transparenten Gründen von den deutschen
Friedhofsträgern, Kirchenrepräsentanten und den Düsseldorfer Bestatterfunktionären mit übelster Polemik und Demagogie immer wieder verunglimpft wird.
(Fortsetzung folgt) |