|  |  | | Umweltfreundliche Bestattung im stabilen Sarg aus Pappe
Würzburger Anbieter setzt auf den Öko-Sarg
Von Günter Peglau August 1999 - Eigener Bericht - "Peace Box" heißt er, aus der Schweiz kommt er. Und mit Sicherheit wird er - auch wenn es die Mehrzahl der deutschen Bestatter noch nicht wahrhaben will - zunehmend auch hierzulande zur Vielfalt des Bestattungswesens beitragen: Der ökologische Faltsarg, aus einem Stück gefertigt; und mit wissenschaftlich
nachgewiesenen Umweltqualitäten.
Er besteht zu 60 Prozent aus chlorfrei recyceltem Altpapier und nur 40 Prozent neuem Zellstoff. Seine aufgedämpfte Holzstruktur wirkt zugleich als wasserabweisende Im- prägnierung. Verwendet werden nur Leime aus rein pflanzlichen Bestandteilen. Die
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Pappsarg: praktisch und preiswert Foto: Bernd Bruns |
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| separate Innenwanne ist absolut wasserdicht. Eine einzelne Person kann den Sarg ohne Werkzeug in wenigen Minuten zusammen bauen.
Gegenüber dem klassischen Vollholzsarg zeichnet er sich durch sein geringes Eigen- gewicht (12 Kilo) und seine Belastbarkeit von
200 Kilogramm aus. Hinzu kommt ein Minimum an Lagerplatz. Auf nur vier Quadratmetern lassen sich problemlos 150 Särge unterbringen.
In vielen europäischen Ländern - aber beispielsweise auch in Mexiko und Südamerika - sind die Umweltvorteile der Peace Box schon anerkannt; dort wird sie auch bereits in hohen Stückzahlen verwendet. Sie ist damit der erste Ökosarg aus "Pappe", der es über das Experimentierstadium zur Serienproduktion und zum weltweiten Einsatz gebracht hat.
Auch längerfristige Erfahrungswerte liegen vor. So bestätigt das Zivilsstandsamt der schweizerischen Stadt Kreuzlingen: "Bei Erdbestattungen haben wir festgestellt, dass sich das Grab in ca. 4 - 6 Wochen bereits stabilisiert hat. Dadurch können definitive Anpflanzungen wesentlich früher erfolgen als bei konventionellen Holzsärgen. Ebenso kann auch ein Grabmal früher gesetzt werden." Im Rahmen von Friedhofssanierungen und erforderlichen Umbettungen innerhalb der Schweiz wurde
festgestellt, daß die Peace Box schon nach 2 - 3 Monaten im Boden zerfällt. Bereits 2 - 3 Jahre später ist das Material aufgelöst und hinterläßt keine negativen Rückstände.
Auch bei der Verbrennung im Krematorium erweist sich der Öko-Sarg schadstoffärmer als seine Vollholz-Pendanten. Der TÜV Südwestdeutschland testete ihn
im Vergleich zu unbehandelten bzw. lackierten Holzsärgen im elektrischen Krematoriumsofen. Urteil: "Die Peace Box emittiert im Vergleich zu den Vollholzsärgen niedrigere Kohlenmo- noxid-, Gesamt-Kohlenstoff- und Chlorwasserstoff-Massenströme".
Der Würzburger Bestatter Norbert Papke, der den Vertrieb in Deutschland, Belgien und Holland übernommen hat, ist von der Zukunft des Ökö-Sarges überzeugt: "Die Peace Box wird den traditionellen Holzsarg nicht
gänzlich ersetzen. Aber als legitimes Zusatzangebot sichert sie die individuelle Entfaltung, und wird sich wie Särge aus Korb und bemalte Designersärge durchsetzen." |
 |  | | Christus im Leichentuch |
 |  | | Verhement plädiert er für eine Liberalisierung des deutschen Bestattungsrechts: "Unterschiedliche Bestattungsgesetze der Bundesländer, Erlasse und Verordnungen bis in die kleinste Gemeindesatzung hinein, greifen oft in dieses Grundrecht auf indivi- duelle Entfaltung ein. Unsere europäischen Nachbarn machen es vor: in
Holland ist z.B. seit 1991 die Erdbestattung in einem Leichentuch - ohne Sarg - gestattet. Was ist da- ran pietätlos? In Deutschland wird oft unzulässig das konfessionell-christliche Weltbild zum Maßstab der Pietät erhoben; aber selbst Christus wurde in einem Leichentuch zu Grabe getragen."
Die aus Bestatterkreisen oft vorgebrachte Kritik, der schlichte Öko-Sarg fördere eine pietätlose “Entsorgungsmetalität”, kontert er gelassen: "Viele derer, die dieses Argu- ment verwenden,
kaufen und verkaufen selber Billigstimporte aus Osteuropa, von denen kaum bekannt ist, wie belastet das verwendete Holz ist und wo sie eigentlich herstammen. Die patentierte Peace Box dagegen ist in jahrelanger Entwicklungs- arbeit entstanden. Es war eine große technische Leistung, den Faltsarg mit einer enormen Belastbarkeit, großer Umweltverträglichkeit und auch gefälliger Formgebung aus einem Stück herzustellen." |
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Der übersichtliche Plan (oben) ermöglicht selbst ungeübten Heimwerkern den problemlosen Aufbau des praktischen Pappsarges in nur wenigen Minuten. Werkzeug ist nicht erforderlich. |
 |  | | Wegen der vielen Anfragen wird hier - zur Entlastung der Redaktion - ausnahmsweise die Telefon-Nummer des Würzburger Bestatters Norbert Pappke veröffentlicht: 09314 -173840 |
 |  | | Technischer Bericht 2/7/043987/Lö Ausgestellt am: 26. Februar 1993 Bearbeiter: J. Lödel |
|  | TÜV. SÜDWEST |
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Technischer Überwachungsverein Südwestdeutschland e.V. | Technischer Überwachungsverein Südwestdeutschland e.V. |
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 | Ermittlung der Emissionen bei der Verbrennung verschiedener Sargtypen im Krematorium Tuttlingen1. Allgemeines
Auftraggeber Sonderdiffusion Schweiz CH-1029 Villars-Ste-Croix Prüfobjekt 6 verschiedene Sargtypen
Auftrag vom 28.12.1992 Bezug Durchführung des Gesetzes
zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch
Luftverunreinigungen, Ge- räusche, Erschütterungen
und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutz-
gesetz - BImSchG). VDI-Richtlinie 3891 Datum der Messung 18.01.1993
Berichtsausfertigungen 5fach für den Betreiber 1fach für das Krematorium
Tuttlingen 1fach für IR Bestattungen
1fach TÜV-Registratur 1fach TÜV-Handakte
2. Technische Daten der Kremationsanlage
2.1 Elektrischer Kremationsofen Hersteller Braun, Boveri & Cie. Bauart Eletroofen Type RK 1-1
Fabrik-Nr. 1-334327 Baujahr 1982 Heizleistung 2 x 40 kW
max. Temp. 1000 Grad Celsius 2.2 Kaminanlage Querschnitt 50 cm x 50 cm Kaminhöhe über Ausstellungsraum 16,6 m
3. Versuchsdurchführung Die Versuchsmessungen zur Ermittlung der Emissionen aus verschiedenen Sargtypen wurden am 18.01.1993 durchgeführt. Die Probenahme für die Abgasuntersu- chung erfolgte am Kamin oberhalb des Daches. Zur Messung der Abgaszusammensetzung sowie zur Er-
mittlung der Schadgaskonzentration im Abgas wurden die im Anhang I aufgeführten Messgeräte eingesetzt. Die Co 2-, CO-, O2-, SO2-, NO- und Temperatur- Meßwerte wurden über den gesamten Meßzeitraum
registrierend mittels Linienschreibern aufgenommen sowie im Meßwertrechner erfaßt. Die Emissionen der verschiedenen Sargtypen wurden über den gesamten Verbrennungszeitraum gemessen.4. Meßvorschriften Die Emissionsmessungen wurden gemäß den im Anhang II aufgeführten Richtlinien durchgeführt. 5.
Meßergebnisse Die Meß- und Auswerteergebnisse sind in den Anlagen 1 bis 8 dieses Berichtes zusammengestellt. Alle Einzel-Meßergebnisse wurden gemäß der VDI- Richtlinie 3891 auf einen Bezugs-O2-Gehalt von 17 % für Elektroöfen sowie trockenes Abgas im Normalzu- stand umgewertet. Die Verbrennungstemperaturen la-
gen in der Ofenmuffel zwischen 670 und 910 Grad C. In der Nachverbrennungskammer herrschten Temperatu- ren zwischen 660 und 1100 Grad C. 6. Beurteilung der Meß- und Auswerteergebnisse In der nachfolgenden Tabelle sind die maximalen Massenströme für die verschiedenen Sargtypen aufge- führt . |  |  | |
Sargtyp
Schadstoff Massenstrom Kohlenmono- xid (CO) Stickoxide (NOx) Gesamt-C
StaubgehaltChlorwasser- stoff (HCI) Fluorwasser- stoff (HF)
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|  | Vollholzsarg Vollholzsarg Standard- Standard- Peace Box
Standard- leer, leer, unbe-
vollholzsarg vollholzsarg 2 Ökosärge, vollholzsarg unbehandelt handelt mit lackiert mit
neue Richt- leer lackiert, mit konv. Wäsche konv. Wäsche linie, leer
Leiche
70 kg | |
kg/Sarg kg/Sarg kg/Sarg kg/Sarg kg/Sarg kg/Sarg | |
0,022 0,041 0,076 0,098 0,019 0,004
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0,064 0,078 0.093 0,068 0,023 0,261
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0,047 0,009 0,015 0,009 0,002 0.006 |
0,020 0,027 0,042 0,070 0,050 0,029
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0,005 0,008 0,010 0,009 0,003 0,014
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<0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 <0,001 |
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In der VDI-Richtlinie 3891 sind folgende Grenzwerte festgelegt: Kohlenmonoxid 130 g/h je Ofeneinheit organische Stoffe
angegeben als Gesamt-C 25 g/h je Ofeneinheit gasförmige anorganische Chlorverbindungen angegeben als HF 3 g/h je Ofeneinheit Gesamtstaub 40 g/h je Ofeneinheit Die Peace Box (ohne
Wäsche) emittiert im Vergleich zu den Vollholzsärgen (ohne Wäsche) niedrigere Kohlenmono- xid-, Gesamt-Kohlenstoff- und Chlorwasserstoff-Massen- ströme. Fluorwasserstoff-Emissionen konnten beim Ver- brennen der verschiedenen Sargtypen nicht festgestellt werden. Die Staubemission betrug 50 g/peace (ohne Wäsche). Beim Verbrennen der Vollholzsärge (ohne Wäsche) wurden Staubmassenströme von 20 bis 70 g/Sarg gemessen. In der Regel sind Abscheidesysteme zur Einhaltung der Staubemissionen aller
Sargtypen erforderlich. Im Krema- torium, Tuttlingen ist ist kein Staubabscheidesystem eingebaut Energietechnik und Umweltschutz Der Sachverständige Der Sachbearbeiter Dipl.-Ing. H. Sköries J. Lödel Freiburg, 26. Februar 1993 - Wi
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 | Montag, 13. Dez. 1999: REPORT sendete einen Bericht über |
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· Pappsärge - Bestatter verweigern billige Beisetzung
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Mit Stellungnahmen der postmortal.de-Redakteure |
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Norbert Fischer und Bernd Bruns |
|  | Montags-Magazin |
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 |  | | Montag, 27. Dez. 1999 |
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 | |  | Beteiligen Sie sich bitte auch an der postmortal Umfrage über den ökologischen Sarg aus Pappe. Die bisherigen Ergebnisse werden Sie überraschen |
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