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| | Montag, 13. Dez. 1999 REPORT sendete einen Bericht über |
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· Pappsärge - Bestatter verweigern billige Beisetzung
| Mit Stellungnahmen der postmortal.de-Redakteure |
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| S Ü D W E S T R U N D F U N K F S - I N L A N D R E P O R T MAINZ S E N D U N G: 13.12.1999 http://www.swr-online.de Pappsärge - Bestatter verweigern billige Beisetzung |
| Wenn unser Leben rum ist, liebe Zuschauer, dann sollten wir endlich frei sein von Vor-
schriften und Gesetzen. Doch auch noch auf unserem letzten Weg muss alles seine Ordnung haben. So will es wenigstens der Bundesverband der Deutschen Bestatter. Er wehrt sich gegen neue Särge aus dem Ausland. Die sind nicht aus Holz sondern aus Pappe und deshalb billiger und sehr umweltfreundlich. Über einen Streit zwischen Pietät und Profit berichtet Jürgen Flettner. |
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| | | Bericht: Wie man sich bettet so liegt man, und dies tut der Tote mittlerweile hell und bequem. Vorbei alles gruftige Gruseln. Nach außen gibt sich das Bestattergewerbe modern. Da soll zusammenfallen was zusammengehört. Erde zu Erde - aber bitte in stilvoller Umhüllung. Ein Kindersarg aus Rattan oder in Plüsch
gebettet - alles kein Problem.Wenn Norbert Papke aus Würzburg freilich seinen Pappsarg auspackt, gehen die Emotionen in der Branche hoch. Unentfaltet sieht er aus wie ein Umzugskarton und das ist er ja auch gewissermaßen. Die “Peacebox” - ein Faltwunder aus der Schweiz. Seit kurzem vertreibt sie der Bestatter auch in Deutschland. Für knapp 400 Mark kann man in ihr für immer ruhen. |
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| O-Ton, Norbert Papke
, Bestatter :
»Der Sarg besteht zu 60 Prozent aus gebrauchter Zellulose, sprich aus Altpapier und zu 40 Prozent aus neuer Zellulose. Er hat eine aufgedämpfte Holzstruktur, die
gleichzeitig eine Imprägnierung ist.« |
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| Eine in jeder Hinsicht wasserdichte Lösung, denn so können beim Verstorbenen vor der Beerdigung keine Sekrete auslaufen, zum Beispiel bei einer Aufbahrung zwischen Spitzentuch und auf Sargmatratze. O-Ton, Norbert Papke, Bestatter:
»Jawohl, das zeige ich Ihnen gerne einmal. Also die Matratze kommt raus, und dann kann ich mich ohne Probleme da hinein- stellen und da passiert absolut nichts. Da kann man zu zweit oder zu dritt drin stehen. Es hat eine Standfestigkeit von wie gesagt von über 200 Kilo.« Frage: Ungefaltet könnte man so eine “Peacebox” ja im Grunde genommen als Endverbraucher sich schon ins Wohnzimmer stellen, oder? »Das wird auch immer mehr gemacht. Das heißt, viele Leute
kommen zu mir, rufen mich an und sagen: “Hören Sie mal, ich möchte gerne diesen Sarg haben, jetzt schon zu Lebzeiten.”«
Hilfreich vor allem für Großfamilien. Zusammengeklappt lässt er sich problemlos sta- peln, anders als Holz, auf das die konventionellen Bestatter schwören |
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O-Ton, Raimund Salm, Bestatter, Düsseldorf: »Also in Deutschland ist der Sarg traditionsgemäß aus Eichenholz
oder aus Kiefer, beziehungsweise Weichholz, Tannenholz.« |
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| Bis zu 10.000 Mark kostet die letzte Ruhe zwischen massiven Brettern. Keine Frage in Pappe kommt man billiger unter die Erde. Verdienstvoll für die Angehörigen. Freilich nicht für die Bestatter, die die Schweizer Box grundsätzlich ablehnen. O-Ton, Raimund Salm, Bestatter: »Der Tote soll ja geborgen sein bis zur Beerdigung
oder bis zur Einäscherung und dann wollen die Angehörigen auch noch mal Abschied nehmen, wollen sehen, wie der Verstorbene im Sarg liegt. Und wenn man natürlich dann einen Pappkarton nimmt, dann kann ich mir das sehr schlecht vorstellen, dass das noch mit Würde zu tun hat.«
Ein würdevoller Abschied in Pappe. Unmöglich, sagen nicht nur die Bestatter. Viele Friedhöfe schreiben den Holzsarg vor, auch wenn die “Peacebox” wie edles Maha-
goni aussehen kann. Dass Holz und Pietät untrennbar zusammengehören, wird von Bestattungsexperten freilich bezweifelt. |
| O-Ton, Bernd Bruns, Bestattungsexperte:
»Der Tod ist aufgeteilt worden zwi- schen den Friedhofsverwaltungen und dem Bestattungsgewerbe. Und alle haben samt und sonders kein Interesse, dass sich hier in unserem Land was ändert. Und - es ist gar keine Frage - bei denen steht der Kommerz im Vordergrund.« |
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O-Ton, Norbert Fischer, Historiker »Früher hat man in Leinentüchern bei- gesetzt oder ganz ohne Umhüllung.
Die Armenbegräbnisse in die Grube, da wurden die Leute in die Grube geworfen. Der Sarg ist wirklich ein Prestigeobjekt, was zunächst in den Oberschichten aufkam und erst in neuerer Zeit allgemein üblich wurde.« |
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| Von wegen Prestigeobjekt. Eine Notwendigkeit meinen die Bestatter. Zwischen Holzwänden allein bekomme der Leichnam genug Sauerstoff für seinen Verfall.
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O-Ton, Jürgen Bethke, Bundesverband
des Deutschen Bestattungsgewerbes: »Sauerstoff wiederum ist Voraus- setzung für die Verwesung. Wird der Sarg sofort zusammengepreßt, wie es bei einer Pappschachtel sein könnte,
dann kann ich mir vorstellen, dass al- so die Nutzungszeiten verlängert wer- den müssen auf einem Friedhof und dass dann höhere Friedhofsgebühren auf einen zukommen.« |
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Ein Blick zum Nachbarn verheißt anderes. In der Schweiz, im Mutterland der Peace-box, genauer in Altdorf da, wo einst Wilhelm Tell für die Schweizer Freiheit gekämpft haben soll, zeigt man mutig Flagge für den Pappsarg.
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| Nicht das Sargmaterial sondern Wasser und ein luftundurchlässiger
Boden verhindern die Verwesung, sagt Tony Linder, der sich seit Jahrzehnten mit Friedhofsarchi- tektur beschäftigt. Oft sehen Körper noch nach 50 Jah- ren so aus. |
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Wachsleiche
Da muss dann Linder ran, die Leichen ausgraben und den Boden sanieren. |
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O-Ton, Tony Linder, Friedhofsarchitekt:
»In der Zwischenzeit habe ich Über- wachung gemacht und zwar von Friedhöfen, wo wir schon die “Peace-
box” gebraucht haben in der Zeit, habe gesehen, dass in 7-8 Jahren bereits eine sehr gute Verwesung des Leichnams stattfindet.« |
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| Schweizer Erkenntnisse - nicht die Pappe ist schuld, wenn deren Inhalt nicht zerfällt. Dennoch, die deutsche Holzfront steht in Treue fest. Ob die “Peacebox” so wie in der Schweiz auch hierzulande bald flächendeckend unter die Erde kommen kann, ist offen. Immerhin, nur noch in vier Bundesländern wird der Holzsarg im Bestattungsrecht
zwingend vorgeschrieben. In den anderen Ländern könnte sich heute schon der Endverbraucher auf den Friedhof für Pappe stark machen
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| Abmoderation Bernhard Nellessen: Soviel für heute von REPORT Mainz. Wir haben übrigens unser Internetangebot über- arbeitet, die Adresse sehen Sie jetzt einge- blendet. www.swr-online.de/report/. Für ihre Anregungen und für ihre Kritik sind wir dankbar. Mailen Sie uns. Es gibt auch was zu gewinnen. An die Absender der zehn interessantesten Zuschriften gehen zehn Reportertaschen von REPORT Mainz. Wir sehen uns wieder am
17. Januar 2000. Bis dahin. Guten Abend. |
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Beteiligen Sie sich bitte auch an der postmortal Umfrage über den ökologischen Sarg aus Pappe. Die bisherigen Ergebnisse werden Sie überraschen |
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| | | Umfrage zum Image des Bestattungsgewerbes mit der Möglichkeit eines Kommentars
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Beteiligen Sie sich bitte auch an der postmortal Umfrage
zum Friedhofszwang für Totenaschen in Deutschland |
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