 | Letzte Ruhestätte im Pappkarton Würzburger Unternehmer bietet Faltsarg an Bestatter halten Ökomodell für pietätlosVon Birgit Grigo Düsseldorf.
Es muss nicht immer Eiche sein. Als letzte Ruhestätte kann auch eine schlichte Behausung dienen: ein Sarg aus Pappe, mit aufgedämpfter Holzstruktur. Den ,,ökologischen Faltsarg am Stück” bietet bundesweit der Würzburger Bestatter Norbert Papke an. Anhand einer Bastelanleitung, ähnlich wie Zeichnungen auf Umzugskartons, können selbst Laien die Box zusammenbauen. Kreative Trauernde werden angeregt, die Kiste individuell zu bemalen. Vor allem aber ist der Sarg zu 60 Prozent aus Altpapier hergestellt, zwölf Kilo leicht und schnell zerfallend, stabil und wasserdicht, die Leime sind rein pflanzlich - nur Vorteile hat laut Norbert Papke die ,,Peace Box”.
Doch ganz friedlich sind die Auseinandersetzungen um den Karton, der in der Schweiz seit Jahren verwandt wird, nicht. Deutsche Bestatter wollen sich mit dem Pappmodell in ihrer Kollektion nicht anfreunden. ,,Ich würde das mit einer Entsorgungsdeponie vergleichen”, verweist Jürgen Bethke, Geschäftsführer des Bundesverbandes des deutschen Bestattungsgewerbes, auf Pietät. ,,Der Sarg ist das letztes Haus für den Angehörigen.” ,,Verstorbene werden in stabile
Särge gelegt, um sie zu schützen”, begründet Wolfgang Bähr, Geschäftsführer des Wuppertaler Unternehmens ,,Ernst Bestattungen” seine Ablehnung, ,,diese Form würde gegen unsere Moral, unsere Kultur verstoßen. Das wird sich nicht durchsetzen”, glaubt er. Auch der Düsseldorfer Claus Frankenheim lässt das Preisargument - 399 Mark plus Zustellung kostet das Modell für Privatkunden - nicht gelten. Er könne für die gleiche Summe einen einfachen, garantiert umweltfreundlichen Kiefernsarg anbieten.
Außerdem habe er noch keine einzige Nachfrage gehabt. Als ,,Marketinggag” wertet er den ,,Transportkarton”. ,,Da meint jemand, er könne im Bestattungswesen viel Geld verdienen.” ,,Ich kann mir schon vorstellen, dass es bei einer Beerdigung im Pappkarton in Bayern heißt: Der Opa ist wohl nix gewesen”, meint ,,Peace Box”-Vertreiber Papke. Doch die Tradition sei im Umbruch. Bei ihm erkundigten sich ,,nicht nur ,Müslisocken‘, sondern auch Arbeiter und Akadamiker,
ganz normale Leute eben”, berichtet er. Ihnen wolle er eine einfache und preiswerte Alternative anbieten. Doch mit der Kaufentscheidung können neue Schwierigkeiten auftauchen. Der Düsseldorfer Bernd Bruns möchte einst bei seinem letzten Gang im Karton ins Krematorium getragen werden. Die Friedhofssatzung aber schreibt einen Holzsarg vor. In einem Brief hat Bruns das zuständige Amt aufgefordert, die Vorschriften zu ändern. Um gegen ,,die Einschränkung der
persönlichen Freiheit” vorzugehen, will der 53-Jährige notfalls auch das Verwaltungsgericht einschalten. In Wuppertal und Krefeld hätte Bruns diesen Weg nicht nötig. ,,Wenn jemand mit einem Pappsarg käme, würde ich ihm auf die Schulter klopfen”, sagt der Krefelder Grünflächenamtsleiter Thomas Visser. Die Verbrennungsdauer würde verkürzt, im Vergleich zu meist lackierten Holzsärgen sei die billige Variante schadstoffärmer. Für die Aufbahrung könnten Angehörige
gegen eine geringe Gebühr einen Übersarg aus Eiche oder Kiefer mieten, stellt Visser sich vor. Auch gegen eine Beerdigung im Boden spricht aus seiner Sicht nichts. ,,Das ist eigentlich eine optimale Lösung.”
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