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| | | | | LOG OFF | | | | Geliebte Restsubstanz Richtig sterben
will gelernt sein - eine deutsche Seele darf da nichts dem Zufall überlassen. Der Beamtenstandort Deutschland ist lebendiger denn je, besonders wenn es um den Tod geht. VON MARTIN RASPER |
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| | | Wie eine Gesellschaft mit dem Tod umgeht, sagt viel über sie aus. Wie springt man mit unserer Seele um, wenn wir gestor- ben sind? Gibt es jemanden, der sie unter die
Fittiche nimmt, bis sie sich da drüben einigermaßen eingewöhnt hat? Bei einigen Stämmen der australischen Aborigines ist das nett geregelt: wenn die Seele das Grab verläßt, trifft sie zunächst auf eine Statue mit Menschenkopf, die sie zu einem kleinen Plausch einlädt - erst einmal bequatschen, was anliegt. Dann übernimmt der Brachvogel (eine Art Pfarrer Fliege des Tier- reichs, aber mit niedrigeren Honorarsätzen) die Seele und geleitet Sie über die Insel der Toten zur Himmelswelt. Das
einzige, was jetzt noch schiefgehen kann, ist, daß sich die Seele nicht mehr an all die komplizierten Rituale für den Aufstieg zum Himmel erinnert und |
| | | | | | Für die Asche von Welt: ”Nähe zur Restsubstanz eines geliebten Menschen.” |
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| | | | | Begräbniswald: “Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses.” |
| | draußen bleiben muß. Vor soviel Unsicherheit haben deutsche Beamte eine Höllenangst (www.sasbach-am-kaiserstuhl.de/sat_ friedhofssatzung.htm):
Hilfreiche Geister wie der Brach- vogel werden ausgeschlossen (§ 3 Abs. 2d). Liegen- de (§ 13 Abs. 2f) oder polierte Grabsteine (§ 14 Abs. 3a) sind verboten, desgleichen die Verwendung von Glas oder Emaille (§ 13 Abs. 2d), von Fotos größer als 9 x 10 cm (§ 13 Abs. 2e) und von goldener oder silberner Schrift (§ 14 Abs. 2d). Pfui sind auch Grab- steine mit Sockel (§ 14 Abs. 2b) und Grabeinfas- sungen jeder Art (§ 14 Abs.6). Und: “Dem Antrag ist |
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| die Zeichnung über den Entwurf des Grabmals im Maßstab 1:10 zweifach beizufügen.” Selber Schuld: Große Geister ( www.xs4all.nl/~androom/dead/zentral.htm ) kriegen die spießi- gen Badener damit nicht auf ihren Friedhof. Kein Wunder, daß sich gegen das deutsche Bestattungsgesetz Widerstand regt. Bei mehreren Gerichten sind Klagen anhängig,
durch die Menschen sich das Recht erstrei- ten wollen, die Urne mit ihrer Asche nicht auf dem Friedhof beisetzen zu müssen. Und wer unter dem weiten Mantel gewisser EU-Regeln ein bißchen trickst, findet sogar Wege, sich die Urne mit der Asche heim ins Heim zu holen (www.cdu-nrw.de/wwwforum/mes sages/50.html
). Ziel: selbstbestimmtes Trauern, “hilfreiche Nähe zur Restsubstanz des geliebten Menschen”. Selbstredend hört die Kreativität bei der Urne nicht auf; es gibt sie aus Glas, in Buchform oder mit Platz für die Orden vom Karnevalverein (www.postmortal.de/html//toten asche1.html). Und für die Restsubstanz von Welt; ein kleines goldenes Herz für die Halskette. |
| Glückliche Schweiz, dort darf die Asche zufrieden unter des Baumes Wurzel ruhen. Ein findiger Unternehmer hat statt Friedhöfen die ersten “Friedwälder” geschaffen (www.sauter.ch). Im Friedwald kann man sich einen Baum pflanzen lassen, in dessen Wurzelwerk durch ein Rohr dann die “kremieren Überreste” eingebracht werden. So kommt Asche zu Asche, der Kreislauf des Lebendigen wird geschlossen. Wer
darüber hinaus noch Anregungen für sein Begräbnis braucht, findet sie bei Manuela (www.freunde.imperium.de/manuela/tekst/schwarz.htm). Was übrigens den
Brachvogel angeht, so sieht es nicht gut aus Zwar stolziert der große Brachvogel (Numenius arquata) noch über einige unserer Wiesen und Feuchtgebiete, aber |
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| | Schräger Schönberg: Quadratur des Grabsteins auf dem Wiener Zentralfriedhof |
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| sein Bruder, der dünnschnabelige Brachvogel
(Numenius tenuirostris) ist schon akut vom Aussterben bedroht. Gebt dem Brachvogel eine Chance! Laßt mehr Phantasie auf unsere Friedhöfe! |
| | | | Beteiligen Sie sich bitte auch an der postmortal Umfrage zum Friedhofszwang für Totenaschen in Deutschland |
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