| Bernd Bruns kämpft gegen Friedhofszwang Meine Asche soll ins Bücherregal
Von NATHALIE DIRIMDüsseldorf - Mamas sterbliche Überreste an einer Halskette zu tragen - für die meisten eine ziemlich makabere Vorstellung. Für Bernd Bruns nicht. Der Düsseldorfer Unternehmer findet, dass jeder Trauernde mit der Asche seiner Lieben machen sollte, was er will.
Doch das verhindert der gesetzliche Friedhofszwang - gegen den Bruns (54, verheiratet) ankämpft. Vor Gericht, im Internet, mit Vorträgen vor Bestatterverbänden.
„Es gibt so viele alte Menschen, denen der Weg zum Friedhof schwer fällt“, sagt Bruns. „Die hätten die Asche der Verstorbenen am liebsten in ihrer Nähe.“ Etwa in einem der Kettenmedaillons, die in Deutschland hergestellt, aber nur im Ausland verwendet werden dürfen. Bruns selbst will eines hoffentlich
noch fernen Tages in seinem Bücherregal „beigesetzt“ werden.
1998 zog er vors Verwaltungsgericht und klagte gegen das Land NRW. „Nach zwei Jahren stellte sich raus, dass ich die Stadt Düsseldorf verklagen müsste.“ Jetzt wartet Bruns einen von der FDP angekündigten Entwurf für ein liberaleres Gesetz ab. „Kommt der nicht, ziehe ich wieder vor Gericht“, schwört Bruns.
Inzwischen macht er im Internet mobil. Auf seiner Homepage (www.postmortal.de) gibt er Tipps, wie man
den Friedhofszwang illegal umgehen kann, wirbt um Mitstreiter.
Ihn stört der Umgang mit dem Thema Tod in Deutschland, sagt Bruns. „Total überreglementiert.“ Kürzlich ließ er auf den Gladbecker Grabstein seiner Mutter eine Internet-Adresse meisseln. Führt zu einer Internet-Gedenkseite. Und prompt zu Ärger mit der Kirchengemeinde. Doch Bruns blieb dabei: „Das ist zeitgemäß.“ |